Der Bilder-Flügelaltar in der Kirche „Zum heiligen Kreuz“ in Falkenstein der von 1869 bis 1978 bestand

In der Weihnachtszeit erfreuen wir uns besonders an den wunderbar mit Lichterbögen, Weihnachtsfiguren und anderen Schmuckelementen gestalteten Fenstern der Falkensteiner Wohnhäuser, zeigt sich doch hier die Verbundenheit vieler Bürger mit dem Fest der Christi Geburt.

Symbolträchtig erhebt sich in Stadtmitte die Kirche „Zum heiligen Kreuz“ mit dem 72 Meter hohen Turm. der einen Spitzhelm trägt. Wenden wir uns in nachfolgender geschichtlicher Betrachtung einem alten Altarbild zu, das einst die Stadtkirche schmückte.

Die Kirche in Falkenstein wurde im neugotischen Stil in den Jahren 1865 bis 1869 erbaut. Der Semperschüler Prof. Christian Friedrich Arnold aus Dresden war allein für die Entwürfe verantwortlich. Gebaut hat die Kirche der Baumeister Uhlig aus Lengenfeld. In dieser Zeit entstand auch der im gotischen Stil erbaute Flügelaltar.

Einem Gesuch der Kircheninspektion Falkenstein vom wurde am durch das Ministerium des Inneren (Dresden) stattgegeben, die Kirche zu Falkenstein mit einem bildlichen Altarschmuck auszustatten. Die ausführenden Bedingungen lagen bei dem akademischen Rat, welcher dem Ministerium unterstand. Die Bilder sollten - wie vom akademischen Rat vorgeschlagen - aus einem Fonds für öffentliche Kunstwerke beschafft werden. Die als Altarschrein herzustellende Altarwand nahm Falkenstein auf seine Kosten. Prof. Arnold übergab die Herstellung der Altarwand nach genauen Angaben an den Kunsttischler Heinrich Tobies in Dresden. Friedrich Gonne, Professor an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Dresden, malte die sechs Gemälde des Altarschreins nach einem fertig vorgelegten Entwurf. Mit der Einweihung der Kirche am wurde auch der Altar zur Glaubensstärkung der Gemeinde in den Dienst genommen.

Die Architektur des Kirchenraumes ist auf den Altar bezogen. In der Längsrichtung stellt er genau in der Mitte. Auch die horizontal laufenden Linien der Emporen sowie des Mittelganges weisen auf den Altar hin. Das Gewölbe des Chorraumes gibt ihm einen besonderen Platz der Geborgenheit. Auch durch die Bauformen unserer Kirche wird die große Einladung Jesu bezeugt: „Kommt her zu mir alle!“ Wir folgen diesem Ruf und stehen schließlich dicht vor dem Altar.

Zum Altar führen drei Steinstufen, die links und rechts durch im gotischen Stil ausgeführte schmiedeeiserne Geländer begrenzt werden. Der Altartisch ist mit einem weißen Tuch bedeckt. In der Mitte liegt die Agende, das Gottesdienstbuch, während links und rechts Leuchter stehen, Sonntags steht immer ein frischer Blumenstrauß auf dem Altar. Vorn am Altartisch hängt das Parament, ein Altarbehang. Er wird bestimmt nach den Sonntagen des Kirchenjahres. Das Korn und die Weinreben verdeutlichen was Gott wachsen lasst und deutet auf das Abendmahl hin, welches ja vom Altartisch gereicht wird. Beschreiben wir nun den einstigen Bilder-Altar, der 1869 bis 1978 die Kirche „Zum Heiligen Kreuz“ schmückte.

Hinter dem Altartisch baut sich mit der Predella, dem Sockel des Altaraufsatzes, die Altarwand auf. Sie ist mit einem Bild geschmückt, welches die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies zeigt. Der Engel mit dem flammenden Schwert weist sie in die Finsternis, wo auch die Schlange zu sehen ist. Adam und Eva erkennen, welche Sünde sie begangen haben.

Direkt über der Predella mit ihren Holzverzierungen befindet sich der Altarschrein mit dem herrlichen Weihnachtsbild, der Geburt Christi. Dieses Bild wurde von Professor Friedrich Gonne nach einem Gemälde „Der Tag“ von Antonio Allegeri da Correggio (Italien, geb. um 1480, gest. ) gemalt. Seine Werke sind gekennzeichnet durch kühne Überschneidungen und eine den Bildraum vertiefende, alle Stufen vom Hell bis zum Dunkel durchlaufende Behandlung der Lichtes.

Wir sehen Maria, Josef und das hell erleuchtete Christkind. Die Hirten knien andächtig und erstaunt um die Krippe. Ein Lamm als einziges Tier auf diesem Bild liegt vor der Krippe. Über dem Stall schwebt eine Wolke mit Engeln, erhellt vom strahlenden Stern.

Rechts und links neben dem Schrein befinden sich die Altarflügel. Auf dem linken Flügel sehen wir den mit Dornen gekrönten Christus, das Kreuz tragend. Er geht den steinigen Weg zur Richtstätte Golgatha. Auf dem rechten Flügel ist Christi Himmelfahrt zu sehen. Christus schwebt auf einer Wolke, die Arme erhebend in den Himmel.

Der Altarschrein wurde zu bestimmten Sonntagen des Kirchenjahres geöffnet oder geschlossen. So wurde er z.B. am Karfreitag und am l. Advent geschlossen, zu Ostern und am Heiligen Abend geöffnet.

Betrachten wir den geschlossenen Altarschrein. Auf dem linken Flügel sehen wir Johannes den Täufer. Er ist nur mit einem Fell bekleidet. In der linken Hand hält er einen langen Stab. der oben mit einem Kreuz und einem wehenden Band abschließt. Mit der rechten Hand weist er auf Jesus Christus hin.

Auf dem rechten Bild sehen wir den Evangelisten Johannes. Er ist mit dem rechten Ellenbogen auf ein Schreibpult gestützt, die Hand an der Stirn und schaut hinauf zum Himmel. In der rechten Hand hält er eine Schreibfeder. Der Evangelist Johannes gibt Zeugnis von Jesus Christus. Hinter dem Evangelisten ist ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln zu sehen. Er ist das Symbol, welches Johannes, einem von den vier Evangelisten, zugeschrieben ist. Über dem Schrein befindet sich das Gesprenge, ein aus geschnitzten Teilen zusammengesetzter Aufsatz. Das Gesprenge bildet auch den Abschluss der Altarwand.

Der Altar machte in seiner Gesamtheit einen sehr harmonischen Eindruck. Seine Gemälde zeugen von Christus, Gottes Sohn als Mensch geboren. Er beendet die dunkle Zeit des sündhaften Zerwürfnisses. Im Kampf für uns gibt er sein Leben und ist doch lebendig wirksam bei uns alle Tage. Die Höhe des Altars vom Fußboden bis zur Gesprengespitze betrug ca. 6,80 m und die Breite bei geöffneten Altarflügeln ca. 4,40m. Leider verbrannte dieser Altar im September 1978. An seiner Stelle steht heute ein neuer Altar mit einem großen Kreuz und dem gekreuzigten lebensgroßen Christus. Dieses Kruzifix ist eine Schnitzarbeit. farbig gefasst, entstanden etwa um 1680 und hing schon in der vorigen Kirche als Hängekreuz im Altarraum.

Andreas Rößler, Falkenstein

Der Falkensteiner Bilder-Flügelaltar (1869-1978), Foto: Foto-Atelier Hühner, Auerbach
Der Falkensteiner Bilder-Flügelaltar (1869-1978)
Foto: Foto-Atelier Hühner, Auerbach


Der Falkensteiner Bilder-Flügelaltar (1869-1978), geschlossen, Foto: Photo Paul  Der Falkensteiner Bilder-Flügelaltar (1869-1978), offen, Foto: Photo Paul
Der Falkensteiner Bilder-Flügelaltar (1869-1978)
Fotos: Photo Paul