Geiselnahme
jetzt, da ich diese Zellen schreibe, ist noch unklar, was aus den Geiseln wird, die von radikalen Moslems auf den Philippinen gefangen gehalten werden. Verhandlungen laufen.
Die Zeit läuft auch. Werden die Entführer die Entführten töten? Oder wird für die Entführten ein Lösegeld gezahlt werden? Wieviel ist das Leben der Geiseln wert? Sollten sie freigekauft werden, wird man ihnen vielleicht sagen: Ihr seid teuer erkauft! Wisst das zu schätzen!
Übrigens könnte man Ihnen das genauso sagen. Ach, Sie meinen, Sie wären noch nie gekidnappt worden - und wenn schon, dann gäbe niemand auch nur einen Pfifferling für Sie? Dann sind Sie im Irrtum. Sie und ich, wir alle befinden uns nämlich im Normalfall unseres Lebens in der Hand von "Geiselnehmern." Denen sind wir ausgeliefert. Die haben uns in ihrer Gewalt.
Der eine Geiselnehmer beispielsweise heißt: "Die Verhältnisse sind nun einmal so, Du kannst nichts dagegen tun, Revoltieren nützt nichts. Anpassung ist die einzig angemessene Verhaltensweise." Ich weiß ja nicht, ob Ihnen das fremd ist. Mir ist das oft schon so ergangen. Ich war gezwungen, irgendetwas zu tun, von dem ich nicht überzeugt war. Ich muss leben mit einer Bürokratie, die mir zum Halse heraushängt. Ich muss machtlos zusehen, wie Sinnvolles und Bewährtes einfach weggespült wird.
Ein anderer Geiselnehmer heißt: "Konkurrenzkampf ist hart. Wenn du überleben willst, musst du die Konkurrenz besiegen, hart und gnadenlos."
Das betrifft mich ja persönlich nicht, aber ich weiß von anderen, wie sie gezwungen sind, Dinge zu tun, die sie nie tun würden, wenn sie die Freiheit dazu hätten.
Es gibt noch viele Arten von "Geiselnehmern", die uns in ihrer Gewalt haben oder haben möchten. Nur einen will ich noch erwähnen, der heißt: "Das Ende der Welt ist nahe. Gott wird in einem Trommelfeuer ohnegleichen die ganze Menschheit vernichten. Du kannst dich nur retten, wenn du dich in unsere Burg flüchtest (da ist Platz für 144.000 Seelen) und wenn du genau tust, was wir dir vorschreiben."
Vielleicht kennen Sie das ja auch, wie man unter solchem Selbsterlösungsdruck und unter religiösem Zwang versklavt werden kann, Man kann daran kaputt gehen. Aber eben das soll uns nicht passieren. Deswegen hat einer für uns mehr als "einen Pfifferling" bezahlt.
Sein Leben hat er als Kaufpreis für unsere Freiheit gegeben: Jesus Christus, der am Kreuz starb. Er hat zwar die Gefahren, Abhängigkeiten und Zwänge nicht aus der Welt geschafft, aber er hat uns Freiheit verschafft.
Damit finden wir unser Menschsein wieder, und wir wissen: Es lohnt sich, die Freiheit zu bewahren, die uns Christus gibt, und einer neuerlichen Geiselnahme (oder sagen wir Versklavung) Widerstand entgegenzusetzen.
Der Apostel Paulus sagt es kurz und knapp (im Monatsspruch für Juni, 1. Korinther 7,23):
Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht der Menschen Knecht!