Wenn der HERR nicht das Haus baut ...

Kaum zu glauben, und doch ist es wahr: Dreißig Jahre wohnen und arbeiten wir nun schon in Falkenstein! As ich am 22. September zusammen mit meiner Frau an unserem damaligen Einzug hier ins Lutherhaus dachte, stand im Losungsbuch als Wort des Tages der Vers aus Psalm 127,1 "Wenn der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen."

Da ist vom Bauen die Rede. Wenn ich zurückdenke, dann hatte ich in meiner langen Dienstzeit fast ständig mit Bauarbeiten zu tun. Und als Pfarramtsleiter kriegt man dann für sowas den Hut aufgesetzt, ganz egal, ob man vom Bauen etwas versteht oder nicht. Nur gut, dass ich so gute Berater und Fachleute zur Seite hatte! Und vor allem: dass wir jedes Bauobjekt, das an die Reihe kam, dem HERRN anbefehlen konnten! Gott gab daraufhin immer wieder Gelingen. Gott sorgte dafür, dass das meist schwierige Problem der Finanzierung, für das ich ja besonders verantwortlich war, jedesmal eine Lösung fand. Ihm sei Dank!

Aber eigentlich wird ein Pfarrer nicht in erster Linie irgendwohin geschickt, um sich an kirchlichen Gebäuden baulich zu betätigen, sondern um Gemeinde zu bauen. Die Bibel spricht von dem "geistlichen Hause", in das wir Menschen als "lebendige Steine" eingebaut werden sollen (1. Petrus 2,5). Mich bewegt im Rückblick die Frage: Konnten wir hier in Falkenstein in diesen 30 Jahren in diesem Sinne Gemeinde bauen? Ich erinnere mich, dass ein gläubiger Falkensteiner Arzt einmal im Blick auf seine Tätigkeit sagte: "Wir Ärzte können keinen einzigen Menschen gesund machen. Das kann nur Gott allein. Aber wir Ärzte können ihm ein bissel dabei mithelfen."

Vielleicht hat er das gar nicht so falsch gesehen. Ob man da aber als Pfarrer nicht ebenso sagen muss: "Wir Pfarrer können keine Gemeinde bauen. Das kann nur unser HERR selbst. Aber wir dürfen ihm ein bissel dabei mithelfen"?! Wenn meine Frau und ich in Falkenstein ein Stück dem HERRN mithelfen konnten, Gemeinde zu bauen, dann freuen wir uns darüber und sind ihm dankbar.

Aber wir wissen zugleich: Schon vor uns waren viele hier und haben in dieser Sache gute Arbeit geleistet, die wir weiterführen durften. Neben uns waren viele, die sich mit uns zusammen in diese Aufgabe eingebracht haben: hauptamtliche Mitarbeiter, ehrenamtliche Helfer und dazu viele, die ganz ohne Aufsehen viel geleistet haben. Mit ihnen allen standen wir in dem einen Auftrag zusammen. Und nach uns werden andere kommen, die ebenfalls ihren ganzen Eifer und ihre Fähigkeiten einbringen werden, um dem HERRN beim Bau der Gemeinde mitzuhelfen.

Wir wissen auch: wenn der HERR in Falkenstein Gemeinde baut, dann hat er den gesamten Leib Christi vor Augen. Dann baut er nicht nur bei uns, sondern auch in den anderen Gemeinden unserer Stadt und Umgebung. Und er braucht dazu überall Mithelfer. Das "geistliche Haus", das der HERR baut, ist die Gemeinde, die einmal dann bei ihm sein wird in der Ewigkeit. Da geht es nicht um die Frage: Zu welcher Konfession gehörst du? Sondern: Bist du dabei? Hast du dich als "lebendiger Stein" einfüge lassen in die Gemeinde Jesu Christi?

Wir, die wir nun in den Ruhestand gehen, fühlen uns wie Läufer, die nun die Stafette weitergeben an andere. Die Sache Jesu geht weiter, das ist das Schöne. Und wir bleiben mit Euch allen verbunden.

Eure Susanne und Helfried Gneuß

Pfarrer Helfried Gneuß
November 2000