Verzagte Menschen fallen hin uns stehen auf
Saget den verzagten Herzen:
"Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott!"
und stehn sie auch wieder auf? Nicht verzagen, Oma fragen - so lautet der Titel eines Ratgeberbuches. Tipps und Tricks werden uns überall angeboten. In unüberschaubarer Menge und alles soll helfen. Hier ein Wässerchen, dort eine Salbe; hier eine Therapie, dort eine neue Diät. Aber was hilft wirklich bei verzagten Herzen; wenn der Lebensmut fehlt? Wenn der Mensch müde und ausgepowert ist. Wenn das Leben dürr und trostlos ist. Da wirken manche Ratschläge nicht wie ein wohltuender und hilfreicher Rat, sondern eher wie ein Schläge. Verzagte brauchen Nähe und und Verständnis. "Liebe ist das einzige Taschentuch, das die Tränen der Traurigen trocknet." (C.H. Spurgeon)
Folgender Liedtext erzählt von einer Begegnung, die das Leben eines traurigen Menschen heller gemacht hat: "Fluchend kehrte er wieder nach Haus / seine Last wie immer schwer / von dem Markt 10 Meilen zurück / die Reise lang und leer. / Jeden Tag blieb er an einer hohen Klostermauer stehn. / Und spürte dann ihm fehlt die Kraft weiter zu gehen. / Und er träumte vor sich hin. / Vom Klosterleben dort. / Von Frieden, Ruhe und Sinn. / Ein zurückgezogener Ort. / Doch auf einmal kommt ein Priester durch das schwere Eisentor. / Bitte sag mir doch, was geht da drinnen vor? /
Und der Priester sagt: Wir fallen hin, stehn auf. / Denn wir Frommen sind nur Menschen, die fallen hin und stehen auf. / Enttäuschung folgte ihm heim. / Er hoffte auf viel mehr. / Doch er sah sich in einem Licht. / Viel heller als vorher. / Denn wenn der Priester dort an dieser Gnade Gottes sich begnügt, dann muss es Hoffnung geben im Überfluss. / Ja gerade auch für uns. / Denn wir fallen hin, stehn auf. / Denn wir Frommen sind nur Menschen, die fallen hin, stehen auf."
Hier empfängt ein Mensch Trost und nicht nur ein Trostpflästerchen. Etwas anderes sind Durchhalteparolen, wie z.B. in dem alten Gedicht: "Nie verzagen, niemals klagen! / Sei mein stetes Fluchtpanier. / Hab ja längst gelernt entsagen; / Niemals ich den Mut verlier." (P. Scheerbart, 1892)
Oder fast an Galgenhumor reichende Lebensphilosophien, wie z.B.: "Ich muss mich durch Beschäftigung betäuben, oder ich sterbe an Verzweiflung." (Tennyson) Darum lasst uns echten Trost suchen und uns nicht mit billiger Vertröstung zufrieden geben. "Seht, da ist euer Gott!" Es ist der eine, lebendige Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat. Dieser Gott sucht unsere Nähe. Er möchte ins Herz hinein. Er möchte Helfen und trösten. Wer sich bewusst macht, dass sein Helfer allmächtig ist, der braucht nicht zu verzweifeln. Dieser "Gott ist immer bei dir, aber nicht nur wenn du in Not bist, sondern auch, wenn du ihm Not machst." (A. Goes)
Sich so trösten lassen ist ein Wagnis. Hoffnung kann man nicht beweisen. Hoffnung kann man erahnen, fühlen, erleben und muss sich letztendlich doch auf sie einlassen. Dass Volk Gottes hat sich trösten lassen durch diesen Fingerzeig: "Seht, da ist euer Gott!" Auch heute leben Menschen mit dieser Hoffnung. Ich wünsche Ihnen Begegnungen, wo die Hoffnung durchscheint, wenn Sie sehn: die fallen hin und stehen auf.