Alles zum Guten

Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt.

Römer 8, 28

Wenn man am Anfang des Jahres eine Versicherung abschließen könnte, die vor allem Unschönen und Bösen, das im Laufe des Jahres auf uns zukommen kann, schützt - ich glaube, das wäre ein echter Renner! Aber leider gibt es so etwas nicht! Versicherungen können vor materiellen Schäden absichern, aber nicht vor Schicksalsschlägen bewahren.

Der Gedanke an Unfall, Krankheit, Verlust des Arbeitsplatzes oder Getrenntwerden von nahestehenden Menschen macht vielen Angst, ebenso der Gedanke an mögliche Naturkatastrophen, Terroranschläge oder gar Krieg.

Auch der christliche Glaube ist kein Versicherungsverhältnis, das einen Menschen rund herum vor solchen Dingen bewahrt. Auch Christen mussten und müssen Schweres durchmachen: werden arbeitslos, verlieren ihre Habe durchs Hochwasser, bekommen Krebs. Die christliche Botschaft heißt nicht: werde Christ, dann kann dir nichts mehr passieren! Mit Gott hast du alle Tage Sonnenschein! Sondern: Auch im finstern Tal weiß ich mich in Gottes Hand! Gott bewahrt nicht immer vor Leid, aber er hilft im Leid. Und: Alles, was Gott in meinem Leben zulässt, muss mir zum besten dienen. Denn immer hat er eine liebevolle Absicht und ein gutes Ziel mit mir! Genau darum geht es auch in unserem Monatsspruch.

Vor einiger Zeit sprach man viel von Joni Erikson, einem Mädchen, das eine glänzende Karriere vor sich hatte, bis der Tag kam, an dem sich für sie alles änderte: Bei einem Badeunfall wurde sie querschnittsgelähmt. Damit begann für sie eine schwere Leidenszeit.

Joni meinte, sie sei im Recht, mit Gott zu hadern, denn ihr ganzes Leben war ja nun verpfuscht, ihre schönen Pläne durchkreuzt! Warum hat Gott das zugelassen? Warum hat er nicht auf sie aufgepasst? Hatte er sie nicht mehr lieb? Joni erlebte genau die gleichen Fragen, die auch vielen anderen Menschen in solch einer Situation durch den Kopf gehen. Es dauerte lange, bis sie lernte, eine neue Sichtweise zu bekommen: Sie lernte, dieses Leiden als den Weg anzusehen, den Gott für sie bestimmt hat und auf dem er sie besonders segnen will. Als sie zu diesem Weg ihr "ja" gefunden hatte, wurde es ihr möglich, mit ihrer Behinderung zu leben. Noch mehr: Gott konnte sie mit einer großen Aufgabe beauftragen - sie sollte eine Botin für ihn werden! Seitdem reist sie im Rollstuhl in viele Länder, um öffentlich zu erzählen, wie sie durch ihren Glauben gelernt hat, ihre Behinderung anzunehmen und zu bewältigen. Dadurch, dass sie selbst behindert ist, konnte sie vielen Menschen, denen es ähnlich ging, helfen, ihr Schicksal anzunehmen und darüber gewiss zu sein, dass Gott einen guten Plan mit ihnen hat. Auch bei uns in Sachsen ist Joni mit ihrem Zeugnis gewesen, einmal wurde sogar in unserer Gemeinde ein Film über ihr Leben gezeigt. Es ist nicht abzusehen, wie vielen Menschen sie inzwischen zum Segen geworden ist.

Ein Christ unserer Tage hat in einer Krisensituation das Wort geprägt: "Wenn nicht geschieht, was wir wollen, dann wird geschehen, was besser ist". Ich finde das wunderbar ausgedrückt. Wir denken seitdem auch oft an diesen Satz, wenn wir angesichts einer Not zu Gott beten und er anders antwortet, als wir es uns vorgestellt hatten. Wozu manches in unserem Leben gut war, werden wir sicher erst in der Ewigkeit begreifen. In einem alten Lied aus dem Jahr 1691 steht die Ermutigung: "Drum so lass dir nimmer grauen, lerne deinem Gott vertrauen, sei getrost und guten Muts. Er fürwahr, er wird dich führen, und du wirst am Ende spüren, wie er dir tut lauter Guts".

Pfarrer Helfried Gneuß
Falkensteiner Anzeiger, 30.01.2003