Wir über uns und "unser Gott"

Über jedem Monat (übrigens auch über jedem Tag) steht ein Wort Gottes. Das Wort Gottes steht - ob wir das nun wissen oder wahrhaben oder nicht - überhaupt über dem Leben jedes Menschen. Durch das Reden Gottes entstand die Welt. Und durch das Reden Gottes wird die Welt einmal ihr Ende finden. Durch einen Liebesgedanken Gottes hat jeder Mensch sein Leben bekommen. Wir leben letztlich durch Gottes Wort. Und Christen wissen, dass sie durch das Wort Gottes, durch das Lesen, Hören und Bedenken des Wortes Gottes das Leben aus Gott ständig neu bekommen. Deshalb ist es gut, solch ein Wort für einen ganzen Monat zu haben und an sich wirken zu lassen. Der Bibelvers für den Monat März aus l. Könige 8,57 lautet:

Der Herr, unser Gott, sei mit uns, wie er mit unseren Vätern war.
Er verlasse uns nicht und verstoße uns nicht.

1. Könige 8, 57

Es ist sehr auffällig, dass in diesen zwei kurzen Sätzen zweimal von "unser" und dreimal von "uns" die Rede ist? Die Bitte, die hier ausgesprochen wird, ist ja wohl für die meisten Menschen dieser Erde aus dem Herzen gesprochen. Das würden sich wohl die meisten wünschen. Aber geht es hier, auch wenn fünfmal das Wort "uns" vorkommt, zwangsläufig um "uns"?

Schauen wir einmal kurz hinein in den Zusammenhang dieser beiden Sätze. Als erstes ist festzuhalten, dass es um das Volk Israel ging, also um das Volk Gottes. In dem 8. Kapitel des l. Königebuches im Alten Testament (das sich übrigens sehr lohnt, einmal ganz zu lesen!) wird davon erzählt, wie der erste Tempel in Jerusalem eingeweiht wird. Wer es ermöglichen konnte aus dem Volk Israel, war an diesem Tag in Jerusalem anwesend. Der Tempel war nicht nur ein imposantes Bauwerk, sondern war für das Volk Israel der Treffpunkt zwischen Himmel und Erde.

Hier begegnete ihnen Gott. Hier haben sie ihr Verhältnis zu Gott laufend wieder erneuert, hier haben sie Gott gedient. Hier waren sie zusammen, um Gott zu loben und vor ihm zu feiern. Und hier waren sie zusammen, um Gott ihre vielfältigsten Anliegen zu bringen und ihn mit ihren Gebeten zu bestürmen. Um diese Leute, denen der Tempel so wichtig war und damit ihre ganz eindeutige Beziehung zu Gott, gebt es hier, wenn hier von "uns" die Rede ist. Das gilt es festzuhalten. Es wäre fatal und unsachgemäß, wenn sich jeder Mensch diesen Vers zu Eigen machen würde, der das gerade mal für günstig annimmt.

Wer allerdings solch ein Verhältnis zu Gott hat, - der aus der Vergebung Gottes lebt, der ihn gerne anbetet, dem es eine Freude ist, mit anderen Christen Gott anzubeten, ihn zu feiern und ihn gemeinsam unsere Anliegen zu bringen (das geschieht übrigens in jedem Gottesdienst) - der darf sich diesen Vers ganz zu Eigen machen. Und das wünsch ich mir, dass ganz viele mit dieser Bitte in ganz zuversichtlicher Weise vor Gott treten. Und Gott wird diese Menschen nicht im Regen sitzen lassen, sondern er freut sich, wenn wir ihn in diesem zuversichtlichen Glauben bestürmen. Und wenn sich Gott freut, dann sind wir die Beschenkten.

Und wer sich von uns nicht sicher ist, ob er zu solchen Leuten gehört? Es gibt in unserer Stadt und Umgebung viele Möglichkeiten (Tempel), um Gott zu begegnen. Jede einzelne christliche Gemeinde kann ihnen den Weg zu Gott und damit in diese wunderbare Position vor Gott weisen.

Ich wünsche mir, dass sie sich von diesem Wort Gottes prägen lassen.

Pfarrer Volkmar Körner
Falkensteiner Anzeiger, 26.02.2004