Gedanken zur Jahreslosung 2005
So mancher Autofahrer landet im Straßengraben, weil er die winterlichen Straßenverhältnisse falsch eingeschätzt hat. Und Fehleinschätzungen können mitunter gefährliche Folgen haben.
In dem Bibelabschnitt, dem unsere neue Jahreslosung entnommen ist, geht es um Simon. Er war der Jünger, der den stärksten Glauben hatte - deshalb hatte ihm Jesus ja anerkennend den neuen Namen "Petrus" gegeben, d.h. Fels. Aber Simon macht den Fehler, dass er denkt: Mein Glaube ist jetzt so gefestigt, mir kann nichts mehr passieren, von Jesus kann mich nichts mehr abbringen! Aus dieser Fehleinschätzung muss ihn Jesus herausreißen: "Simon, nimm den Teufel ernst! Unterschätze nicht den Widersacher Gottes! Er will euch sieben wie den Weizen!"
Früher wurde ja der Weizen mit einem großen Sieb geschüttelt oder man warf den Weizen, wenn starker Wind ging, mit einer Wurfschaufel in die Luft, um die Körner von der Spreu zu trennen. Und ganz ähnlich bemüht sich der Satan immer wieder darum, uns von Jesus zu trennen. Wenige Stunden nach dem Gespräch mit Jesus hat Petrus das dann gleich selbst so erlebt: Jesus war gefangen genommen worden. Und da packte den Felsenmann so sehr die Angst, dass er auf die Frage einer Magd "Bist du auch einer von seinen Jüngern?" allen Mut verlor und antwortete:
"Nein, ich kenne ihn überhaupt nicht!" Dreimal verleugnete er Jesus dort - eine perfekte Trennung von ihm! Das hätte das Ende seines Glaubens sein können. Dass es später doch eine Umkehr für Simon gab, hatte er den Gebeten Jesu zu verdanken: "Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre".
Viele von uns Christen gehen auch schon lange Zeit mit Jesus, sie haben sich in vielen Situationen als Christ bewährt und sind ein gutes Stück im Glauben gefestigt. Aber gerade da liegt die Gefahr nahe, dass wir selbstsicher werden und meinen, nun haben wir's gepackt, nun kann uns nichts mehr passieren, und dann rechnen wir nicht mehr ernstlich mit dem Widersacher Gottes. Satan hat kein Interesse an den Ungläubigen, denn die gehören ihm ja sowieso. Er aber er hat großes Interesse an den Menschen, die Gottes Eigentum sind. Die will er sich zurückholen. Und wenn ein Gotteskind das nicht ernst nimmt, hat er rasch gewonnenes Spiel.
Manche seiner Methoden kennen wir nur zu gut: Wenn wir morgens beten und Bibel lesen wollen, werden wir in solchen Stress versetzt, dass nichts daraus wird. Dann werden wir mit der Zeit nachlässig im Beten und im Kirchgang. Oder wenn wir einen Dienst für Gott in der Gemeinde haben, animiert er uns zur Unlust und Nachlässigkeit. Und eines Tages ist dann der Ofen ganz aus.
Weißt Du eigentlich, wo Deine schwachen Stellen liegen? Achte mal darauf! Der Widersacher kennt sie genau und wird gerade dort versuchen, uns zu Fall zu bringen. Beim einem sind's die Nerven. Beim anderen vielleicht die Habgier. Beim Dritten liegt die Anfälligkeit auf sexuellem Gebiet, beim Vierten ist's die böse Zunge. Bei einem anderen ist's seine Empfindlichkeit, mit der er so leicht einschnappt und beleidigt ist. Und bei wieder einem anderen ist's sein Hochmut, dass er stets alles besser weiß und sich nie etwas sagen lässt.
Satans Bemühen geht nicht nur dahin, unseren Glauben auszulöschen, sondern auch das Werk Jesu in der Welt zum Erliegen zu bringen. So hat er es geschafft, blühende Glaubenswerke und Gemeinden kaputt zu machen und lebendige Bruderschaften zu zersprengen. Das soll uns lehren, dass nicht ein einziger von uns sicher sein soll, dass er nicht auch umfallen könnte.
Warum lässt Gott der HERR, der doch viel mächtiger ist, zu, dass Satan uns angreifen und versuchen darf? Die Antwort klingt vielleicht merkwürdig. Aber wir brauchen solche Bewährungsproben, um im geistlichen Leben fest und stark zu werden. Und die Kirche braucht Zeiten der Anfechtung, damit sie sich auf das Wesentliche besinnt und nicht in. der Welt aufgeht. Gottes Absicht ist doch nicht, uns zu verlieren, sondern wir sollen lernen, in der Anfechtung im Namen Jesu zu siegen! Und wenn wir doch gefallen sind, sollen wir nicht liegen bleiben, sondern wieder aufstehen! Dabei gilt die Verheißung, die Jesus damals dem Petrus sagte, auch uns: "Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre!" - Er ist der große Hohepriester, der am Thron Gottes für uns betet.
Mit jedem Sieg werden wir nicht nur selbst innerlich stärker, sondern wir werden auch fähig, andere in der Anfechtung zu stärken und zu ermutigen. Bei Petrus ist das dann später auch so gewesen. Und ich denke, zu ermutigen und zu stärken - das ist eine Aufgabe, die wir als Christen gerade auch in unserer Zeit besonders haben.