Gott durchwaltet das All mit seinem Erbarmen

Du aber, unser Gott, bist gütig, wahrhaftig und langmütig; voll Erbarmen durchwaltest du das All.

Weisheit 15, 1

Gott durchwaltet das All mit seinem Erbarmen. Wie kommt es zu solch einer steilen Aussage? Was bewegt einen Menschen, der das so sehen kann? Manchem ist das Herz eher so schwer, dass er gar nichts schönes, göttliches mehr an dieser Welt entdecken kann. Und mancher denkt vielleicht vor lauter persönlicher Freude gar nicht mehr darüber nach, was diese Welt zusammenhält. Offen auf der Hand liegt es wohl nicht oder zumindest nicht für jeden, dass es doch noch einen Gott gibt, der diese Welt verwaltet. Und zumal noch einen, der gütig ist und wahrhaftig. Einen langen Atem um bei seiner Aufgabe nicht zu verzweifeln bräuchte er wohl. Versuchen wir uns einmal vorzustellen ein Mensch wäre in der Lage und hätte die Aufgabe die Welt zu verwalten; sie aus dem Hintergrund heraus mit Barmherzigkeit und Liebe zu durchpulsen. Wenn ich mir überlege mit wieviel Dummheit und Egoismus er es zu tun bekommen würde. Wieviel Kleinstaaterei, Engstirnigkeit und Hass zu überwinden wäre. Wieviel irrige Vorstellungen aufzudecken wären, wenn ich nur an die Mogelpackung der Globalisierung denke. Ich glaube, wenn ich an der Stelle dieses Menschen wäre und die Verwaltungsaufgabe hätte, meine Geduld wäre bald am Ende. Ja, ich müsste ja bei meinem eigenen Herzen anfangen und das ist schon schwer genug.

Aber und gerade darum danke ich Gott, dass es Sternstunden gibt wo das Geheimnis des Schöpfers durchscheint; wo ich meine ihn fast mit Händen greifen zu können. Wo er selber sich mir offenbart in der Schönheit der Schöpfung, in einer neuen Sicht auf meine persönliche Situation und in dem dass diese Welt trotzdem (!) noch besteht.

Die Bestandsaufnahme für die Welt könnte lauten: Das ist ja zum Erbarmen. Und Gott hat eben Erbarmen mit dieser Welt. Er schaltet und waltet nicht wie viele Despoten unserer Zeit. Er durchwaltet, ja durchtränkt die Welt mit seiner Liebe. Der französische Mathematiker und Physiker Blaise Pascal (1623-1662) hat folgendes Bild verwendet: "Ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean Verstand." Trauen Sie sich diesem Geheimnis nachzudenken und vielleicht mündet es in der Anbetung Gottes.

Einen guten Start nach dem Sommer wünscht Ihnen Karsten Hellwig, Prediger der Landeskirchlichen Gemeinschaft
Falkensteiner Anzeiger, 31.08.2006