Groß sind die Werke des Herrn

Groß sind die Werke des Herrn, kostbar allen, die sich an ihnen freuen.

Psalm 111, 2

Wer sagt denn so etwas heute noch? Viel näher liegt uns doch, den Menschen in seinem Tun zu bewundern. Dazu gibt es auch allen Grund. Was Menschen im Laufe ihrer Geschichte so geleistet haben, nötigt uns Respekt ab. Unser Leben würde manches vermissen, hätten nicht immer wieder Menschen ihre Ideen in die Wirklichkeit umgesetzt. Es ist einfach zum Staunen, was Menschen auch in unseren Tagen leisten. Und das nicht nur auf dem Gebiet der Technik, sondern in allen Bereichen des menschlichen Daseins. Der Mensch wird gelobt. Aber Gott, so wie es der Beter dieses alttestamentlichen Liedes tut? Vielleicht dass hin und wieder ein Wanderer die Schönheit der Umgebung genießt, dass hin und wieder ein Motorisierter anhält und die Welt in ihrer Pracht auf sich wirken lässt, aber sonst? Wir mekkern doch nur, wenn es nicht regnet, weil Wasser gebraucht wird, oder weil es regnet, weil es uns nicht in den Kram passt. Wir schimpfen über den vielen Schnee oder den, der ausbleibt. Wir reagieren gestresst auf das Hitzewetter und plustern uns auf, wenn es zum Baden zu kalt ist. Wo wird denn noch Gott über seine Schöpfung gelobt? Und wo besinnt sich der Einzelne noch auf die Taten Gottes in der Geschichte der Welt, der eignen Nation oder gar des eigenen Lebens? Es wird doch so vieles als Selbstverständlichkeit genommen. Wenn es dann nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen, dann darf Gott schon einmal der Buhmann sein. Ganz anders der Tenor unseres Monatsspruches. Hier wird nicht mit einem scheelen Blick auf Geschichte und Schöpfung geschaut, sondern der Freude Raum gegeben. Warum nach der Biene schlagen? Ist es nicht vielmehr zum Staunen, wie sie von Blüte zu Blüte fliegt? Warum über die Last der Erhaltung von Kirchen schimpfen statt sich dankbar daran zu erinnern, wie viele Generationen in ihnen Freud und Leid zum Tragen gebracht haben? Warum sich nicht darüber freuen, dass es die eigne Familie gibt, Menschen mit denen man sich verbunden weiß? Wer mit frohem Sinn seine Welt entdeckt, wird darüber nur dankbarer und innerlich reicher. Das mag eine Allerweltsweisheit sein. Auch Nichtchristen können und sollten ihre Umwelt fröhlicher wahr nehmen. Christen können erst recht freudig diese Welt annehmen, im Wissen darum, dass darüber der Schöpfer gepriesen wird, im Wissen darum, dass ihr Leben einem himmlischen Vater wertvoll ist. Die Freude darüber schließt uns unser Dasein erst richtig auf. Solche Erfahrungen wünsche ich Ihnen.

Ihr Pastor Volker Schädlich
Falkensteiner Anzeiger, 31.05.2007