Liebe deinen Nächsten

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der Herr.

3. Mose 19, 18

Vielleicht geht es uns, wie jenem jungen Mann, dem Jesus dieses Wort von der Liebe zum Nächsten sagte. Er konterte sofort: „Und wer ist mein Nächster?“ – In einer dramatischen Geschichte, von einem Mann, der von Räubern überfallen wurde und die ergreifende Hilfe eines völlig Fremden erlebt, gibt Jesus die Antwort. Der Fragende hat es verstanden: Mein Nächster ist der, der in einer Notlage ist, in der ich ihm helfen kann.

Vielleicht würden wir die Grenzen gerne enger stecken. Nächste – das sind Kinder, Eltern, Ehepartner, Verwandte, Nachbarn u. s. w. - Sicher alles richtig, aber der Herr Jesus Christus setzt die Grenzpfähle großzügig nach außen. So hat er auch selbst gelebt und gehandelt. Nicht umsonst nennt die Bibel unseren Monatsspruch: „Das königliche Gesetz“. – Wie aber setzen wir es in unserem Lebensalltag praktisch um?

Wir könnten jetzt erzählen, wie wir von unserem Besitz etwas an Bedürftige abgeben, wie wir etwas von unserer kostbaren Zeit abknipsen, um diesen oder jenen notwendigen Besuch zu machen. Wir könnten vielleicht davon sagen, wie wir dem fernen und dem nahen Nächsten da und dort geholfen haben und noch vieles mehr. Die Bibel fasst die vielen praktischen Facetten der Nächstenliebe in der goldenen Regel zusammen: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch.“ (Matthäus 7, 12) Ganz bestimmt werden wir dabei immer Lernende bleiben und aus der Vergebung Gottes leben. – Es ist übrigens auffallend, dass die Bibel das Wort von der „Liebe zum Nächsten“ achtmal wiederholt. Ist es nicht wie bei der Erziehung und beim Lernen? Wichtiges wird mehrmals wiederholt! Schon von den alten Römern ist der Ausspruch überliefert: „Die Wiederholung ist die Mutter des Lernens.“

Nächstenliebe erschöpft sich auch nicht im Opfer von Zeit und Geld. Auch Mitgefühl, Zuwendung und Geduld gehören dazu. Christen, die in der Freude des Glaubens an den Herrn Jesus Christus leben und den Wert der christlichen Gemeinschaft kennen, werden ihren Nächsten ganz bestimmt auch davon etwas erzählen. Es kann meinem Nächsten ja nichts Besseres geschehen, als dass er Jesus kennen lernt, der gesagt hat: „Ich bin gekommen, damit sie (die Menschen) Leben und volle Genüge haben sollen.“ - Jesus selbst stellt das Gebot der Nächstenliebe in einen noch größeren Zusammenhang. Er betont: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Lukas 10, 27) Das Wort von der Nächstenliebe ist also nicht ein billiges Reden von Mitmenschlichkeit. „Ich bin der Herr“, steht ja noch dahinter. Diesem Herrn sollen wir unsere Liebe schenken und unsere Herzen öffnen. Wo das geschieht, bleiben Auswirkungen auf der menschlichen Beziehungsebene nicht aus. Ein tiefes Verlangen danach hat Gott in unsere Herzen gelegt.

Werner Oberlein
Falkensteiner Anzeiger, 26.02.2009