Erleuchtete Augen des Herzens

Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid.

Epheser 1, 18

Pastor Wilhelm Busch, zu Anfang des 20. Jahrhunderts Pfarrer in Essen, erzählt aus seinem Dienst: Da war ein Kumpel aus dem Kohlenpott zum Glauben an Jesus Christus gekommen und das Ereignis hatte sein ganzes Leben verändert. Vorher war es meist so, dass er bereits am Sonntagvormittag blau vom Stammtisch aufstand und den restlichen Tag im Alkoholdunst verbrachte. Nach der Lebenswende zu Gott hin war er von dieser Sucht befreit. Jetzt hatte er am Sonntagvormittag anderes vor. Manchmal begleitete er dabei auch Pfarrer Busch, wenn der draußen in einer Filialgemeinde Gottesdienst zu halten hatte. Als sie eines Sonntags beide wieder zu Fuß unterwegs waren, blieb der Kumpel plötzlich stehen und fragte: „Sagen Sie, Herr Pfarrer, war das schon immer so?“ Verständnislos schaute Busch ihn an: „Wenn du mir noch verrätst, wovon du sprichst, kann ich dich vielleicht verstehen!“ Darauf der Kumpel: „Ich meine den frischen Tau, der auf den Gräsern in der Morgensonne glitzert.“ Pfarrer Busch hatte immer noch nicht begriffen und erwiderte: „Ich wüsste nicht, dass er jemals anders gewesen ist.“ Darauf der Freund: „Man muss wohl ein neuer Mensch geworden sein, um die verborgenen Schätze der Schöpfung Gottes mit richtigen Augen sehen zu können!“

Der Mann hatte eine Sache richtig erkannt: Er hatte bei sich selbst feststellen können, dass Gott durch das Eingreifen in das Leben eines Menschen nicht nur dessen Horizont erweitert, sondern völlig neue Horizonte eröffnet! Von daher ist es verständlich, dass auch die Bibel zwar für manche Menschen ein absolut nichtssagendes Buch ist, von dem sie kein Wort verstehen - während andere, denen in dieser Hinsicht die Augen geöffnet wurden, die Worte der Bibel nicht nur inhaltlich verstehen, sondern sich durch sie innerlich angesprochen fühlen und froh gemacht werden. Woher kommt dieser Unterschied?

Der Grund ist nicht darin zu suchen, dass der eine Mensch vielleicht religiös erzogen wurde, der andere nicht. Sondern wenn ein Mensch Gott aufrichtig sucht, dann findet er auch zu ihm - und dann wird ihm von Gott mit der Zeit das innere Auge für viele Dinge geöffnet, die er vorher gar nicht wahrgenommen hat und auch nicht wahrnehmen konnte. Er erkennt auch, dass Menschen, die mit Gott leben, viel besser dran sind und glücklicher leben können, als Menschen ohne Gott. Er lernt sehen, dass Gott für sein Leben einen guten Plan hat. Für ihn ist das Leben nun nicht mehr eine Fahrt ins Blaue, bei der keiner weiß, wo sie einmal endet, sondern der Weg zu einem wunderbaren Ziel. In unserem Monatsspruch steht deshalb der Wunsch:

Mit herzlichen Grüßen!

Ihr Pfarrer Gneuß
Falkensteiner Anzeiger, ??.??.2010