Keine Freude?

„Mir ist die Freude vergangen.“ – „Mir ist endgültig der Appetit vergangen.“ – „Ich habe keine Freude mehr …“ – Solche und ähnliche Sätze haben wir alle schon mal ausgesprochen, wenn wir richtig frustriert waren oder uns so richtig geärgert haben. Je nach Schwere der Ursache und je nach eigener Gemütsverfassung hält der Zustand dann mehr oder weniger lang an. Für manchen ist es sehr schwer da wieder herauszukommen. Einige sagen: Ich habe schon lange keine Freude mehr erfahren. Das geht auch Christen nicht viel anders, obwohl sie von ihrem Glauben her regelrecht zur Freude gerufen sind. Offensichtlich gehören Augenblicke, in denen es uns nicht gelingt, auch nur ein wenig Freude zu empfinden, zu unserem Leben einfach dazu. Die Frage ist immer, wie gehe ich damit um? Wie lange lasse ich mein Leben von diesen negativen Gefühlen bestimme? Ein einfache Antwort habe ich darauf auch nicht, aber ich erleben Menschen, die z. B. mit ihrem Humor dagegen ankämpfen. Mir selbst wurde schon als Kind nachgesagt, dass ich immer dann, wenn es mir am schlechtesten ging, die lustigsten Briefe geschrieben habe. Einerseits wollte ich damals meine Verwandten und Freunde mit Leid- und Krankheitsgeschichten nicht auch noch in meine Stimmungslage hineinziehen und andererseits habe ich mich selbst an meinem Humor aufgerichtet. In diesen Tagen bis hin zum Aschermittwoch werden an vielen Orten wie jedes Jahr die Karnevalisten und Fastnachtsjecken auftauchen. Bei uns gibt es einige wenige, in anderen Gebieten viele Leute, die da mitmachen. Das Fernsehen wird uns mit karnevalistischen Sendungen überhäufen, bis es selbst dem größten Karnevalisten zu viel wird. Ich warne allerdings davor, anzunehmen, diese bunt angezogenen lustigen Typen seien alles Menschen, die immer gut gelaunt und keine Sorgen haben. Oft ist genau das Gegenteil der Fall. Manche wollen auch einfach mal den Sorgen des Alltag entfliehen und bieten ihnen trotzig die Stirn. Meine Beobachtung ist, dass die größten Humoristen Menschen sind, die in ihrem Leben durch große Dunkelheiten gegangen sind, die aber nie aufgehört haben, auch die schönen und guten Seiten des Lebens zu sehen und die das Schwere ihres Lebens als etwas gedeutet haben, das zum Leben unweigerlich dazugehört und am bestehen dadurch überwunden wird, wenn man es annimmt. Aber sie lassen ihr Leben davon nicht ausschließlich bestimmen, sondern sie relativieren es mit ihrem Humor, stellen etwas Positives dagegen. Das funktioniert tatsächlich. Eine Freude vertreibt hundert Sorgen, sagt ein Sprichwort. Weil das so ist, werden wir auch immer wieder von der Bibel aufgerufen, uns zu freuen, am Herrn, am Glauben, an unserem Leben, das uns Gott geschenkt hat. Wir sind aber auch aufgerufen, denen die in der Finsternis sitzen, Licht zu sein, ihnen das zu geben, was sie zum Leben brauchen, und was sie sich selbst gerade nicht geben können, das gute oder tröstende Wort und die helfende Hand, aber auch die Hoffnung auf bessere Zeiten und darauf, dass Gott wie ein guter Vater seine Hand über uns hält. So wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser für die kommende Zeit, dass sie auch den Humor anderer Menschen annehmen und genießen können und sich vielleicht davon anstecken lassen als ein Geschenk das uns letztlich auch von Gott bereitet ist.

Bleiben sie behütet, Ihr Pfarrer Konrad Köst
Falkensteiner Anzeiger, 27.01.2011