Schätze des Himmels

Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz

Matthäus 6, 21

Es kann einem Kind nichts Besseres geschehen, als dass es ganz ehrlich und nicht als Floskel mit „Mein Schatz!“ angesprochen wird. Und wenn sich sogar sich liebende Erwachsene gegenseitig als Schatz empfinden und auch anreden, dann kann dies durchaus als ein Geschenk des Himmels verstanden werden. „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ – so Jesus in seiner Bergpredigt. Nun gehen diesen Worten in Jesu Rede noch weitere voraus: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen.“ Den irdischen Schätzen stehen die himmlischen gegenüber. Den vergänglichen Schätzen stehen die unvergänglichen gegenüber. Wie sammelt man sich Schätze im Himmel? Hier hat der Glaube der Menschen leider immer wieder so manche Blüten getrieben – und man weiß nicht so recht, ob man darüber lachen soll oder ob es doch eher zum Heulen ist. Sehr oft ist es Beides zugleich. „Sich Schätze sammeln im Himmel“ – nicht selten haben Menschen versucht, sich durch bestimmte Taten, sich durch bewussten Verzicht, sich durch Dieses oder Jenes Pluspunkte bei Gott zu verdienen, durch die ihnen entsprechende Belohnung im Himmelreich in Aussicht gestellt ist. Schon Martin Luther kämpfte einst gegen diese Reste mittelalterlichen Aberglaubens und dennoch gelang es bis heute nicht, diese Vorstellungen ganz aus der Welt zu schaffen, denn sie tauchen auch gegenwärtig in unterschiedlichen Formen immer wieder auf. Bestimmtes Tun und bewusstes Lassen ist an sich gut, doch die Beweggründe müssen stimmen! Wie sammelt man sich Schätze im Himmel und was können sie sein? Ein anderer Stelle in der Bibel sind uns die drei ganz wesentlichen Schätze des Himmels genannt: „Glaube – Hoffnung – Liebe, diese Drei“. Jeder lebt in seinen ganz unterschiedlichen Erfahrungen und Alltagswelten. Jeder kennt seine Fragen, Sorgen und Freuden. Und wenn es gelingt, in jeder einzelnen Situation diese drei Schätze nicht aufzugeben – den Glauben auch in unglaublichen Situationen nicht aufzugeben, aber auch die Hoffnung in eigentlich hoffnungslosen Situationen nicht aufzugeben und vor allem und über allem die Liebe angesichts mancher Lieblosigkeit nicht aufzugeben – dann begegnen uns in diesem Moment die wahren Schätze des Himmels, die es zu sammeln lohnt. Und die Belohnung wird man nicht erst in der Ewigkeit erhalten, sondern ganz unmittelbar im jeweiligen Augenblick.

Pastor Michael Schneider, Evangelisch-methodistische Kirche
Falkensteiner Anzeiger, 30.06.2011