Gott ist da

Der Monatsspruch für Juni steht in der Apostelgeschichte 14, 17 und lautet:„Gott hat sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben und eure Herzen erfüllt mit Speise und Freude.“ Bevor der Apostel Paulus diesen Satz sagte, musste er eine verrückte Situation meistern. Er hatte kurz vorher in aller Öffentlichkeit einen Menschen geheilt, so dass die Menschen, die das gesehen hatten ganz außer sich waren. Plötzlich hielten diese Menschen den Paulus und seinen Begleiter für Götter, die vom Himmel herabgestiegen wären und dieses Wunder vollbracht hätten.

Jetzt hatten Paulus und Barnabas alle Hände voll zu tun, um den Menschen das wieder auszureden. Sie versuchten ihnen klar zu machen, dass sie selbst nur ganz normale sterbliche Menschen sind, die aber im Auftrag des einen Gottes, dem Gott Jesu Christi stehen und handeln. Sie sagen den Leuten, dass dieser Gott Himmel und Erde gemacht hat und dass er irgendwie trotzdem auch bis jetzt bereits für sie da war, obwohl sie ihn bisher gar nicht kannten.

Dann kommt dieser Satz, der nun Monatsspruch geworden ist. Darin versichert Paulus seinen Zuhörern, dass dieser Gott, den sie ihnen verkünden, ihnen schon immer viel Gutes zukommen lassen hat. Paulus macht damit deutlich, dass Gott letztlich niemanden von seiner Gnade ausgrenzt, dass Gott es wie es an anderer Stelle der Bibel steht, regnen lässt über Gut und Böse und es sich ebenso mit dem Sonnenschein verhält, der für alle da ist. In gewisser Weise ist Glaube demnach eine Frage der Erkenntnis und dann letztlich einer Entscheidung für diesen Gott. Viele Menschen sind mehr oder weniger bewusst auf der Suche nach Gott. Sie fragen sich, gibt es ihn, wie ist er und was bedeutet das für mich und mein Leben?

Ich habe mal in meiner Studienzeit in Erfurt so eine ähnliche Situation erlebt, als ich für ein Jahr nicht im Seminar, sondern in der Stadt und zwar in einer Art Wohngemeinschaft gelebt habe. Dort kam eines Tages eine junge Mutter auf mich zu und fragte mich, wie denn das mit Gott und dem Glauben sei. Sie hatte diese Frage bereits einmal einem Pfarrer gestellt, der habe ihr aber etwas von evangelisch und katholisch erzählt und dann habe sie überhaupt nichts mehr verstanden. Sie wollte doch nur wissen, ob es Gott wirklich gibt, und wenn ja, ob auch sie zu ihm beten dürfe.

Beide Fragen konnte ich ihr aus innerster Überzeugung mit einem deutlichen „Ja“ beantworten und ich habe ihr gesagt, dass ihre Fragen viel wichtiger sind, als die Frage nach dieser oder jener Konfession. Ich habe sie ermutigt, unbedingt zu Gott zu beten, ihm alles zu sagen und um alles zu bitten, so wie man das auch mit einem vertrauten Freund oder einer besten Freundin tut, denen man alles anvertrauen kann. Gott ist für alle Menschen ansprechbar ob sie ihn schon erkannt haben oder noch nicht. In diesem Sinne wünsche ich ihnen ein Stück dieser göttlichen Weite, die unsere Gesellschaft wieder dringend nötig hat.

Herzliche Segensgrüße, Ihr Pfarrer Konrad Köst.
Falkensteiner Anzeiger, 30.05.2013