Friede diesem Haus!

Jesus sagt zu seinen Jüngern: Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus!

Lukas 10, 5

Liebe Leser,

Anfang des Jahres melden sich bei uns immer die Sternsinger von der katholischen Kirche zum Besuch an. Wir freuen uns jedes Mal darauf und bereiten uns vor. Sie singen ein Lied, sprechen den Segen und schreiben oben an die Wohnungstür: „CMB“ und die Jahreszahl. „CMB“ steht für den lateinischen Satz: CHRISTUS MANSIONEM BENEDICAT, das heißt: Christus segnet das Haus. Aus diesen Anfangsbuchstaben sind die Namen der drei Weisen aus dem Morgenland entstanden: Caspar, Melchior, Balthasar. Immer, wenn wir durch die Wohnungstür gehen, sehen wir über ihr diese Inschrift und wissen: Unsere Wohnung wurde gesegnet. Gottes Segen begleitet uns durch das Jahr in unserer Familie. Und ich bin überzeugt davon, dass Gottes Segen sich in unserer Familie auswirkt. Es ist spürbar, wenn der Segen über der Wohnung und ihren Bewohnern ausgesprochen wurde.

Jesus schickt seine Jünger in die Dörfer und Städte mit einem Auftrag. Sie sollen an die Haustüren gehen, die Menschen besuchen und ihnen die Gute Botschaft sagen, die Jesus ihnen aufgetragen hatte. Und sie sollen, wenn ihnen geöffnet wird, als erstes das Haus und die Familie, die darinnen wohnt, mit dem Friedensgruß segnen. Das schafft Vertrauen, dass sie als Fremde in guter Absicht kommen.

Ich erinnere mich an ein Erlebnis aus der Zeit, als es noch die „Drücker“ gab: Es klingelte an der Tür. Ich machte auf. Ehe ich mich richtig besinnen konnte, hatte ich schon eine Zeitschrift in der Hand und war von einem Wortschwall umgeben. Als ich die Tür wieder verschloss, hatte ich ein Abo abgeschlossen, das ich gar nicht wollte. Viele unangenehme Erlebnisse mit ungebetenen Besuchern haben uns vorsichtig gemacht. Wir verschließen unsere Türen. Zu vielen Bewohnern kommt man nur noch über eine Sprechanlage. Pfarrkollegen in Großstädten berichten, dass sie nur noch sehr schwer in viele Häuser hinein kommen, um Gemeindeglieder zu besuchen. Die Angst vor unliebsamen Besuchern ist groß. Ich bin froh, dass das bei uns auf dem Land anders ist. Und doch passiert es auch bei uns immer wieder, dass Besucher Ärger bringen und keinen Frieden.

Jesu Aufforderung zum Friedensgruß hat noch einen tieferen Sinn: Wann besuche ich jemanden? Wann suche ich Kontakt zu anderen? Nur wenn ich etwas von ihnen will? Wenn ich etwas brauche? Oder auch, wenn der andere mich braucht? Es ist ein großer Unterschied, ob ich Kontakt zu anderen nur dann aufnehme, wenn sie mir nützen, oder auch dann, wenn ich ihnen dienen kann. Besuchen Sie manchmal Leute, weil Sie den Eindruck haben, der könnte mich jetzt brauchen? Dann bringen Sie Segen und Frieden in sein Haus.

Es grüßt Sie herzlich Ihr Pfr. Eckehard Graubner
Falkensteiner Anzeiger, 23.02.2017