Dankbare Freude über das, was entsteht

Ich sitze Anfang April bei strahlendem Sonnenschein und überlege, was ich als Geistliches Wort für unseren Stadtanzeiger im Mai schreiben kann. Es ist kurz vor Ostern, das wir in diesem Jahr nicht so feiern können wie gewohnt.

Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nicht sagen, wie die Situation im Mai sein wird.

Hat sich dann die Gefahr der Ansteckung mit dem Coronavirus gebessert? Sind im Mai schon wieder Kontakte möglich? Welches Wort des Trostes brauchen wir dann?

Aber eines ist mir klar: Die Natur weiß von unseren Problemen mit Corona nichts.

Es grünt und blüht üppig. Die ganze Pracht des Frühlings entfaltet sich immer stärker. Frühmorgens jubilieren die Vögel. Auch am Abend singen sie ihre herrlichen Melodien. Überall um uns herum erwacht nach dem Winter wieder das Leben. Es ist fast so, als will uns die Natur in diesem Jahr besonders zeigen, wie prachtvoll sie geschaffen wurde. Oder habe ich nur mehr Zeit, um hinzuschauen und das zu merken?

Im Psalm 111, 2 wird Gott für all seine Werke gelobt: „Groß sind die Werke des Herrn, kostbar allen, die sich daran freuen.“

Schauen wir also hinaus in die Natur. Nehmen wir bewusst wahr, wie die Natur blüht und sprießt und die Tiere nach dem Winter voller Lebenslust sind. Staunen wir über die feinen Zusammenhänge und bekommen vielleicht eine Ahnung oder Gewissheit, dass dahinter ein genialer, liebevoller Plan steht, dass Gott das alles geschaffen hat. Nehmen wir aber auch wahr, wie achtsam, erfinderisch und kreativ die Menschen in der Coronakrise geworden sind in der Sorge um das Gemeinwohl aller, besonders der Hilfsbedürftigen und Schwachen. Da ist im übertragenen Sinne auch ganz viel Kostbares aufgeblüht.

In der erlebten Verletzlichkeit und globalen Empfindlichkeit merken wir deutlicher, dass wir Menschen verantwortlich füreinander sind und dafür, dass die gute Grundordnung der Welt besser eingehalten wird. Es wird Zeit, dass endlich spürbare Maßnahmen eingeleitet werden, um die Schöpfung nachhaltig zu schützen und damit die Zukunft nachfolgender Generationen – bei Menschen, Pflanzen und Tieren – zu sichern.

Was werden die Menschen weltweit aus der Corona-Pandemie lernen? Mein Wunsch wäre, die achtsame Aufmerksamkeit für unterschiedliche Mitmenschen zu bewahren, die in der Not erfinderisch gelernte gegenseitige Hilfe beizubehalten und weiterhin so dankbar zu sein für den Einsatz so Vieler für ihre Mitmenschen.

Pfarrer Ralph Kochinka, Am Lohberg 2, 08223 Falkenstein/V.
Falkensteiner Anzeiger, 30.04.2020