Sich auf den Weg machen

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Johannes 14, 6

Nach all den vielen Einschränkungen durch die Coronapandemie, haben sich Viele auf den Weg in den Urlaub gemacht. Wir haben es genossen, Abwechslung, Erholung und neue Anregungen zu erhalten. Wir können dankbar sein, dass dies in der aktuellen Lage wieder möglich war.

Im Urlaub machen wir uns gern auf den Weg, möglichst weit weg. Das bedeutet, Vertrautes zurück zu lassen und sich auf Neues – oft ganz anderes – einzulassen. Weder Kosten noch Mühen werden gescheut, um weit weg vom vertrauten Alltag Neues, oft ganz Anderes kennenzulernen. Viele fahren freilich auch immer wieder in den gleichen – mit den Jahren auch vertrauten – Ort in den Urlaub. Da weiß man, worauf man sich einlässt.

Das Reisen eröffnet uns neue Perspektiven, eine Horizonterweiterung und lässt uns mit Abstand auf unseren Alltag schauen. Dadurch bekommt das „Ach so Vertraute“ oder zur Routine Gewordene eine neue Bedeutung. Man kommt auf neue Ideen, bekommt neue Anstöße, es doch mal anders zu versuchen oder merkt, dass Anderswo auch nicht alles Gold ist, was glänzt und lernt das neu schätzen, was man hat.

Auf Reisen, im Urlaub geht das so einfach, sich auf Neues, ganz Anderes einzustellen. Warum tun wir uns aber in unserem Umfeld oft so schwer, Altes und Vertrautes aufzugeben und den Mut zu haben, Neues kennenzulernen oder auszuprobieren? Da halten wir oft fest an dem, was vermeintlich immer schon so war. Als Christen sind wir immer unterwegs auf das große Ziel zu – das Leben in Fülle bei und mit Gott.

Wir wissen, dass in diesem irdischen Leben nichts endgültig oder vollkommen ist. Vieles ist im Wandel. Das Schöne geht immer viel zu schnell vorbei. Aber mitten in all dem Begrenzten und Ungenügenden wissen wir, dass der unwandelbare Gott mit uns unterwegs ist. Das hat er dadurch gezeigt, dass Jesus – Gottes Sohn – Mensch wurde. So konnte er sich ganz auf das menschliche Leben einlassen. Seine Zusage gilt, dass er alle Tage bei uns ist, bis zum Ende der Welt.

Seinen Jüngern gegenüber hat er das auch einmal so ausgedrückt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“

Wo immer sich Menschen auf den Weg machen – äußerlich wie innerlich – ist Jesus dabei. Wo wir nicht mehr weiterwissen, nicht mehr erkennen, wo der Weg weiter geht, da ist ER für uns der Weg. Wenn wir nicht erkennen können, was echt und unecht, richtig und falsch, wahr und unwahr, können wir in ihm die Wahrheit finden. Und wenn wir am Sinn des Lebens zweifeln oder an der Begrenztheit des Lebens leiden, zeigt er uns auf, dass er das Leben in Fülle für uns hat und ist.

Das ist es immer wieder wert, sich auf den Weg zu machen, Vertrautes hinter sich zu lassen und sich von Neuem bisher Unbekanntem überraschen zu lassen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen aus den Erfahrungen der Urlaubstage her den Mut, sich immer wieder neu auf den Weg zu machen.

Ralph Kochinka, Pfarrer der Römisch-Katholischen Pfarrei Sankt Christophorus Auerbach
Falkensteiner Anzeiger, 26.08.2021