Brücken bauen

Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.

Johannes 6, 37

Liebe Leserinnen und Leser!

Auch dies hatten wir bislang noch nicht erlebt: Als ich eben diese Zeilen schrieb, mussten wir pandemiebedingt die sogenannte 3G-Regel für den Gottesdienstbesuch in unseren Kirchen einführen und an den Kirchentüren auch nachprüfen. Das heißt: Teilnehmer und Teilnehmerinnen an den Gottesdiensten müssen ihren „Status“ - geimpft, genesen oder aktuell negativ auf Covid19 getestet - nachweisen. Dabei sollen und wollen wir als Kirche doch ausdrücklich barrierefrei sein, also für nichteinen einzigen Menschen irgendeine Hürde stehen lassen. Wir sprechen da gerne von der Überwindung von Schwellenangst. Und hatte nicht Jesus ausdrücklich gesagt - so die Jahreslosung für 2022 aus Johannes 6, 37: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“?

Freilich, wahr ist auch, dass zu Jesus gehören nicht gleichsam dasselbe ist wie in die Kirche gehen. Andererseits wiederum ist eine Beziehung zu Jesus Christus auf Dauer schwer aufrecht zu erhalten ohne einen Gemeindebezug. Und Beziehung bedarf der Kommunikation, der Begegnung, der Interaktion. Beziehung braucht ein Geben und Nehmen, ein Hören und Sagen, braucht den lebendigen Austausch. Und natürlich auch die gegenseitige Achtsamkeit.

Perspektivisch kommt mir allerdings die Frage in den Sinn: Was werden wir eher überwunden haben: die Pandemie oder die Risse in unserer Gesellschaft?

Aber an Jesus soll es bekanntlich nicht liegen. Der wird auch nicht einen einzigen Menschen abweisen oder ausgrenzen. Und was hilft uns das jetzt in der Pandemie?

Es ändert unseren Sinn.

Da sind seit Entdeckung des Corona-Virus etliche Menschen in ideologische Sackgassen gelaufen als Corona-Leugner, als Verschwörungstheoretiker, als Querdenker und Impf-Gegner. Inzwischen spüren, ahnen, sehen die meisten von ihnen diese Sackgassen. Sie brauchen nun weder der Häme der Mehrheit noch die eiligen Urteile der Besserwisser. Sondern sie brauchen alle denkbaren Möglichkeiten, die Sackgassen zu verlassen. Behutsam müssen Brücken gebaut werden. Und niemand sollte jemanden ausgrenzen.

Kurz: derart konkret also hilft mir die Jahreslosung zu einem klaren Blick. Und dies lerne ich auch für mein eigenes Verhalten von Jesus: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“

Was ich uns allen für das Jahr 2022 wünschen möchte, liebe Leserinnen und Leser, das ahnen Sie längst: Ein baldiges Ende der Pandemie, dazu gegenseitige Achtsamkeit, stabile Gesundheit und unser aller Bemühen, das Verbindende zu suchen.

Mit lauter guten Segenswünschen

Ihr Pastor Jörg-Eckbert Neels
Falkensteiner Anzeiger, 16.12.2021