Gute Nachrichten?!

Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen:
Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.

Johannes 20, 18

Liebe Leser,

gute Nachrichten sind derzeit rar. Ich schreibe diese Andacht in den ersten Märztagen. Die Coronazahlen steigen wieder unaufhörlich, und das in einer Jahreszeit, in der man auf Entspannung gehofft hatte. Doch diese Not verblasst bei vielen angesichts der viel größeren Not, die im Europäischen Osten aufgebrochen ist und viele von uns sehr erschüttert. Ich gebe zu, dass ich jeden Tag, manchmal mehrmals, auf die Meldungen im Internet schaue in der Hoffnung, dass eine gute Nachricht dabei sei, eine Nachricht vom Abflauen des Krieges, vom Waffenstillstand, von Verhandlungen oder gar vom Rückzug der Angreifer. Aber es gibt in den Tagen, in denen ich diese Andacht schreibe, im Osten keine guten Nachrichten, sondern eher die Sorge um eine Ausweitung des Krieges. Und so traue ich mich gar nicht, über die dritte Not zu klagen, die infolge des Krieges bei uns hereinbricht: der rasante Preisanstieg an den Tankstellen, bei der Energie und die Kettenreaktion, die dieser in weiteren Bereichen des Marktes auslöst. Zu gering scheint mir diese Not angesichts der viel größeren Not und Bedrohung. Dennoch sehe ich die Sorgen der Menschen, deren Budget bisher nur geradeso ausgereicht hat.

Gute Nachrichten sind derzeit rar. Dabei können zu viele schlechte Nachrichten ohne die Aussicht auf eine gute Nachricht in uns eine verhängnisvolle Eigendynamik entwickeln. Sie geht von Resignation und Verzweiflung bei den einen bis hin zur Aggression bei anderen Menschen. Zu viele schlechte Nachrichten wirken sich auf unsere Seele und ganze Stimmungslage negativ aus und richten in uns Schäden an. Es ist wichtig, dass wir in solchen Zeiten auf uns selbst achten, auf unser Herz, in uns hineinhorchen, und dass wir es nicht zulassen, heruntergezogen zu werden, dass wir nicht immun werden gegen gute Nachrichten. Ich erlebe immer wieder Menschen, die sie schon gar nicht mehr an sich heranlassen.

Aber das allein reicht noch nicht aus. Wir brauchen eine gute Nachricht, irgendwo her, die Licht hinein bringt und uns einen Weg und eine Hoffnung zeigt.

Gute Nachrichten waren rar für Jesu Jünger und Jüngerinnen damals in den Tagen, als Jesus gefangen genommen wurde und am Kreuz starb. Für sie war ein Teil ihres eigenen Lebens mitgestorben. Sie zogen sich zurück in ihre Häuser und schlossen sich ein. Das äußere Einschließen spiegelte ihr inneres Einschließen wider. Die Türen zu ihren Herzen waren zugefallen. Gutes erwarteten sie nicht mehr. Ihnen reichte es, wenn es nicht noch schlechter würde.

Maria von Magdala, eine der Jüngerinnen von Jesus, hatte sich auf den Weg zum Grab gemacht, Abschied zu nehmen. Da begegnete ihr der auferstandene Jesus. Sie erkannte ihn nicht, obwohl sie lange Zeit mit ihm unterwegs gewesen war, dachte es sei der Gärtner. Auch sie hatte keine gute Nachricht mehr erwartet. Erst nach und nach, wie sie mit dem vermeintlichen Gärtner redete, fing sie an zu begreifen. Ihr Blick löste sich langsam von dem Schlimmen, was sie erlebt hatte und öffnete sich für das Gute, das Gott daraus gemacht hatte. Und sie kehrte zu den eingeschlossenen Jüngern zurück mit der Nachricht: Ich habe den Herrn gesehen. Jesus ist der Herr! Das ist die gute Nachricht, die damals zum ersten Ostertag der Weltgeschichte den Menschen verkündet wurde. Maria hat ihn gesehen, den Auferstandenen. Sie ist Zeugin dessen gewesen, dass er der Herr über den Tod ist.

Jesus ist der Herr, über den Tod, über die Schuld von Menschen, über alle Gewalt, über alles Leid, und auch über die Mächtigen, die meinen, ihre Interessen skrupellos mit aller Gewalt durchsetzen zu können. Jesus ist der Herr. Das hat sich immer wieder bestätigt und es gilt weiterhin. Schaffen wir es, von den schlechten Nachrichten loszukommen und uns an die immer gültige gute Nachricht zu hängen?: Jesus ist der Herr über allem.

Weil Jesus der Herr ist, darum macht es Sinn, für den Frieden zu beten. Wir laden Sie ein zum Friedensgebet, jeden Montag 18.30 Uhr für etwa 20 Minuten in der Lutherkirche Ellefeld.

Ein jüdischer Gelehrter antwortete auf die Frage eines Schülers, wie man in der Krise leben soll: Befasse dich mit der Lehre und dem Erweis von Wohltaten.

Jesus ist der Herr: In diesem frühchristlichen Bekenntnis ist die christliche Lehre zusammengefasst.

Wohltaten erweisen: Wir können etwas tun für die Menschen, die aus größtem Elend zu uns kommen. Und so werden wir unversehens für sie zur guten Nachricht unter all den schlechten Nachrichten.

Anregungen zu dem, was Sie tun können, finden Sie im Ellefelder Kirchenboten oder auf der Homepage der Ellefelder Kirchgemeinde https://www.lutherkirche-ellefeld.de/.

Es grüßt Sie herzlich Ihr Pfarrer Eckehard Graubner
Falkensteiner Anzeiger, 31.03.2022