Jubeln sollen die Bäume des Waldes
Jubeln sollen die Bäume des Waldes vor dem HERRN, denn er kommt, um die Erde zu richten.
Die Bibel - liebe Leserinnen und Leser - überrascht immer wieder mit verbüffenden Formulierungen. Ich lese den Monatsspruch für den August, mein Blick geht aus dem Fenster über die Häuserdächer hinweg an den Waldrand auf der Höhe und ich frage mich, wie das aussähe, wenn jetzt die Bäume des Waldes in Jubel ausbrechen könnten.
Überraschend an vielen Aussagen der Bibel ist nicht zuletzt ihr ganzheitliches Weltbild. Da wird die Natur selbstverständlich einbezogen in alle Zusammenhänge und Vorgänge, die uns Menschen betreffen. Und selbstverständlich ist Gott auch der Wald mit seinen Bäumen nicht gleichgültig. Denn Gott - ich sage es etwas pointiert - war sicherlich der allererste Ökologe, Artenschützer und Biobauer. Und er sorgt sich auch nicht nur fridays for future, sondern alle Tage um das Leben. Oder wie die Bibel es ausdrückt: Er ist der Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und tatsächlich halte ich es für überaus wünschenswert, wenn die Natur allen Grund fände sich zu freuen - z.B. weil wir sie wertschätzen, sorgsam mit der Schöpfung umgehen, das Artensterben bremsen, sparsam mit den Ressourcen umgehen - kurz: die Natur nicht länger als Reservoir einer hemmungslosen Ausbeutung benutzen, sondern als unseren Lebensraum respektieren, den wir mit Tieren, Pflanzen, Pilzen, Mineralien ... teilen.
Nun heißt es freilich in dem markanten Satz, die Bäume des Waldes sollten jubeln können, weil Gott die Erde richten wird. Was aber müssen wir uns darunter vorstellen? Ein gewaltiges Strafgericht, bei dem wir alle kläglich krachengehen?
Es stimmt schon: der Wald braucht uns nicht. Wir brauchen ihn. Dem Wald ginge es besser ohne uns Menschen. Er müsste nur warten auf das Aussterben der Menschenheit, um sich zu erholen - und endlich zu jubeln? Gottes Richten freilich hat alles andere als Abstrafung oder Aussterben zum Ziel. Wenn Gott richtet, sortiert er, bringt die Verhältnisse ins Lot und schafft Gerechtigkeit. Seine Richt-Werte sind am Leben orientiert. Und Furcht vor Gottes Richten muss nur haben, wer partout das Lebensrecht seiner Mitgeschöpfe mit Füßen tritt. Im übrigen mache ich jeden Tag eine kleine Waldwanderung. Und manchmal - ganz gleich, ob Sie mich jetzt für einen Phantasten halten -, manchmal sehe ich die Bäume des Waldes schon ein klein wenig jubeln. Also halten Sie alle Sinne offen,