Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit
Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit.
„…die Weisheit mit Löffeln gefressen haben“, so lautet eine deutsche Redensart. Ironisch gebraucht nimmt es Menschen auf, die mit ihrem angeblich großen Wissen prahlen. Aber wer ist eigentlich weise? Dabei fällt mir ein, dass ich als Kind immer bestimmte Vorstellungen von weisen Menschen hatte. Das waren meist alte Männer mit langem Bart. Irgendwie sonderbare Typen, die abseits lebten und immer dann gefragt wurden, wenn man nicht weiter wusste. Also Menschen, die auf alle Fragen eine Antwort wissen und Rat geben können. Heute erlebe ich Menschen, die für mich weise sind, nicht, weil sie alles wissen, sondern weil sie aus ihren Lebenserfahrungen gute und hilfreiche Hinweise geben, die dem Leben dienen. Während meines Theologie-Studiums hatten wir einen alttestamentlichen Dozenten, der war nur 10 Jahre älter als ich. Aber er lebte das, was er im Unterricht von der Bibel her lehrte. Für uns Schüler ein weiser Mann.
Unser Bibelwort für den Monat September verweist uns auf eine andere Dimension der Weisheit. Die allerschönste und wertvollste Weisheit ist, Gott zu lieben. Vielleicht ist uns das eher fremd, das Liebe und Weisheit hier zusammen gesehen wird. Mir fällt dabei ein, dass von Jesus Christus im Neuen Testament erzählt wird, dass er von Gott erzählt hat und die Zuhörer tief beeindruckt und bewegt waren. Und sie fragten sich untereinander: „Woher hat dieser solche Weisheit?“ Die Menschen staunten über die Weisheit des jungen Zimmermannsohnes aus Nazareth. Woher hat er diese Weisheit? Aus der Beziehung zu dem lebendigen Gott, aus seiner Liebe zu Gott, zu seinem Vater im Himmel. „Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit.“ Aber wieso ist das überhaupt Weisheit?
Es gibt eine schöne Kindheitserinnerung von Pastor Friedrich von Bodelschwingh, dem Mitbegründer des Diakonischen Werkes in Bethel/Bielefeld und auch in Lobetal. Da hatte er einmal in der Nacht unheimliche Angst bekommen, seine größere Schwester ebenfalls. Sie wussten nicht weiter. So stand der kleine Friedrich auf, tastete sich im Dunkeln durch zwei Zimmer, um zur Wohnstube zu gelangen, zitternd vor Entsetzen und banger Erwartung. Friedrichs Vater saß noch am Tisch. Als er seinen Sohn sah, streckte er seinen Arm nach ihm aus. Und Bodelschwingh erzählt: „Als er seinen Arm nach mir ausstreckte und mich auf seinen Schoß setzte, da war alles wieder gut.“ – „Was wolltest du denn, mein kleiner Mann?“ fragte der Vater liebevoll. Und Bodelschwingh erzählt, dass er alle seine Not vergessen hatte. Und mit Tränen in den Augen sagte er: „Vater, ich wollte ja nur zu dir.“
So ist es auch mit der Liebe zu Gott, mit dem Glauben an ihn. Mit unserer Angst und Not, die wir gerade in dieser so unruhigen Zeit erleben, die uns oftmals umtreibt, dürfen wir uns in die Arme Gottes werfen. Wir dürfen zu ihm gehen und ihm alles anvertrauen, was uns bewegt und beschäftigt. Das ist die allerschönste Weisheit, die eben nicht nur aus dem guten Wissen über die Zusammenhänge der Welt besteht. Sondern aus der liebevollen Beziehung und in dem Vertrauen zu Jesus Christus, durch den Gott in unsere Welt gekommen ist.