Ein gutes Zeitgefühl

„Wie schnell doch die Zeit vergeht!“ – hören wir immer wieder Menschen sagen. Schon ist der erste Monat dieses Jahres wieder vergangen. Daran merken wir, wie schnell die Zeit vergeht. Dabei haben wir alle die gleiche Zeit – pro Tag 24 Stunden. Aber das Empfinden, wie die Zeit vergeht, ist sehr unterschiedlich.

Eine Sanduhr zeigt sehr deutlich, wie unsere Zeit vergeht. Unaufhaltsam rinnt ein Sandkorn nach dem anderen von oben nach unten.

Uns Menschen ist nur ein begrenzter Vorrat an Stunden, Tagen und Jahren geschenkt. Jeder Augenblick ist also ein Geschenk, das wir auskosten sollten; denn wir können nichts hinzukaufen, wie alles Entscheidende nicht käuflich ist: Gesundheit, Vertrauen, Geborgenheit.

Weil niemand weiß, wie lange sein Vorrat an Zeit reicht, leben wir am besten jeden Augenblick ganz bewusst. Das Jetzt leben, nicht so sehr der Vergangenheit nachtrauern und nicht allzu viel Sorgen um das Morgen machen. Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens!

Deshalb ist es also entscheidend, wie ich die Zeit nutze, einsetze!

Dazu mahnt uns schon der Apostels Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus:

„Achtet sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht wie Toren, sondern wie Kluge! Nutzt die Zeit!“

Epheser 5, 15​-​16

„Wo ist nur die Zeit geblieben?", hören wir manchmal Leute seufzen. Auch hier kann uns das Symbol der Sanduhr weiterhelfen: Der Sand, die Zeit, läuft nicht ins Leere. Sie wird aufgefangen, gesammelt — wie in den „Händen Gottes". So lesen wir es in Psalm 31, 16: „In deiner Hand steht meine Zeit.“Ja, wir können uns in unserer Phantasie ruhig den unteren Behälter einer Sanduhr wie eine große Hand vorstellen: Meine Zeit liegt in Gottes Händen! Für einen Christen kann es morgens und abends ungeheuer entspannend sein, sich vorzustellen und zu beten: „In deine Hände, Herr, lege ich voll Vertrauen, was ich (vor)habe." Und abends braucht unsere Seele, wie unser Körper, ein „Bett", um ruhig schlafen zu können. Hier bietet es sich an, den Tag, mit allem, was gewesen ist, Gott in die Hände zu legen: „In deine Hände, Herr, lege ich, was heute war".

Wenn wir also wieder einmal den Eindruck haben, dass die Zeit so schnell vergeht, dann machen wir uns bewusst, dass unsere Zeit in Gottes Händen steht und daher immer Geschenk ist.

Nutzen wir die Zeit, achten wir auf den Augenblick, genießen wir dankbar schöne Momente, verschenken wir Zeit. Dann wird es wertvolle, gefüllte Zeit – egal wie schnell sie zu vergehen scheint.

Ralph Kochinka, Pfarrer der Römisch-Katholischen Pfarrei Sankt Christophorus Auerbach
Falkensteiner Anzeiger, 26.01.2023