Betet für die, die euch verfolgen!

Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet.

Matthäus 5, 44​-​45

Ist das nicht zu viel verlangt?

Ist es nicht normal, dass ich mich rechtfertige, dass ich um mein Recht kämpfe, dass ich meine weiße Weste zeige?

Bin ich nicht ein Schwächling, wenn ich nicht mein Recht einfordere?

Eine Geschichte hat mir geholfen:

In einem Dorf lebte ein Christ, mit dem man allerhand Schabernack trieb. Man wollte den „Frommen“ ärgern und ihn auf die Probe stellen. Eines Tages trieben es die Dorfjungen besonders arg. Jemand kam auf die Idee: „Decken wir dem Sepp das Dach ab. Mal sehen, wie fröhlich er bleibt, wenn er morgens aufwacht und sein Dach ist fort!“ – Gesagt, getan. In aller Vorsicht deckten sie über Nacht das Dach ab, blieben aber doch nicht unbemerkt. Der Sepp überlegte: „Schimpfen, die Polizei rufen, alle verhaften lassen?“ Nein – der Christ entschied anders. Als das Unternehmen beendet war und die jungen Leute sich verziehen wollten, stand plötzlich der Sepp in der Tür und sagte zu ihnen: „Ihr habt die ganze Nacht so schwer gearbeitet, jetzt braucht ihr erst mal ein ordentliches Frühstück. Kommt herein. Ich habe alles gerichtet!“

Selbstverständlich haben die Burschen nach dem ausgiebigen Frühstück die Dachziegel wieder eingedeckt. So war das Dach wieder heil. Die Beziehung war nicht durch Hass oder Rache vergiftet. Und mancher der jungen Leute kam durch das Verhalten des Sepp zum Glauben an Jesus Christus. Was doch die Liebe vermag.

Der 2. Teil des Losungsverses macht deutlich, warum wir unsere Feinde lieben sollen: ...weil Gott es uns so vorgemacht hat: In Römer 5, 10 steht: „Wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wie viel mehr werden wir selig durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind.“

Gott hat uns seine Liebe bewiesen, als wir noch Feinde waren. Und dafür hat er seinen geliebten Sohn geopfert – unglaublich! Gott hat sein Liebstes geopfert, obwohl wir es nicht verdient hatten, obwohl wir noch Feinde waren! Deshalb kann Gott von uns verlangen, dass wir unsere Feinde lieben. Er hat es vorgemacht. Er kann und will uns die Kraft geben, das zu tun, was er von uns verlangt.

Er verlangt nichts, was er nicht selbst in uns wirken kann und will.

„Betet für die, die euch verfolgen!“

Damit können wir ja schon mal anfangen, damit sind wir auf dem richtigen Weg.

Ihr Gilbrecht Schäl
Falkensteiner Anzeiger, 29.06.2023