Wohin mit der Angst?

In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Johannes 16, 33

Vieles macht uns Angst. Vielleicht gerade in unserer heutigen Zeit. Der Krieg im Nahen Osten und der nicht endende Krieg in der Ukraine. Und keiner weiß wirklich, wohin dieses Geschehen führt. Das macht Angst und unsicher. Und da sind die persönlichen Ängste, die unser Leben betreffen. Die Angst vor der Diagnose des Arztes oder die Angst vor der Steigerung der Lebenshaltungskosten. Da erinnere ich mich an eine Situation im Religionsunterricht in der Pflegeschule in Lobetal kurz nach dem Beginn des Ukraine-Krieges. Wegen Corona war Online – Unterricht. Ich sitze zu Hause an meinem Laptop, die Auszubildenden an ihren Geräten ebenfalls zu Hause. Mitten im Unterricht meldet sich ein Schüler mit einer Frage, die nicht zum Unterrichtsthema zu passen scheint. Was ich von dem Krieg in der Ukraine halte, will er wissen. Weil dies ihn und die anderen Auszubildenden beschäftigt und ihnen Angst macht. „Wir haben kaum geschlafen.“, sagt er noch dazu. Wir reden eine halbe Stunde darüber und ich erzähle ihnen von meiner Angst und dass mir dieser Krieg auch Sorgen bereitet. Aber ich erzähle auch von meinem Glauben und dass ich meine Angst im Gebet an Gott abgeben kann. Und das ich glaube, dass Gott die Welt und die Situation in der Hand hält und bei uns ist.

In der Bibel redet Jesus davon, dass wir in der Welt Angst haben. Das ist ganz normal. Das verbindet Menschen, ob sie nun Christen sind oder nicht. Und es hilft schon, darüber zu reden und ehrlich damit umzugehen. Den Auszubildenden hat dieses Gespräch gut getan und mir auch. Denn es ist deutlich geworden, dass wir uns unserer Angst nicht schämen müssen. Wir müssen auch nicht die Superhelden spielen, die furchtlos durch das Leben gehen, denn die gibt es nur im Film oder im Märchen. Aber Jesus macht uns in seinem Wort deutlich, wie wir mit unserer Angst umgehen können. Er hat nicht nur von Angst geredet, sondern uns auch etwas dazu angeboten: „Ich habe die Welt überwunden.“ Das bedeutet, dass Gott der Herr der Welt und der Herr der Geschichte und unseres Lebens ist. Und Jesus selbst hat in dieser Welt gelebt, er kennt unser Leben. Und er ist den grausamen Tod am Kreuz gestorben. Er hat Angst gekannt. Gott hat ihn auch wieder auferweckt. Jesus lebt und hat den Tod besiegt. Das bedeutet doch aber auch, dass ich bei ihm Geborgenheit und Sicherheit finde, die mir kein noch so gut ausgeklügeltes Sicherheitssystem in dieser Welt bieten kann. Mein Leben ist bei Gott gut aufgehoben, weil er mir auch eine Hoffnung gibt, die über den Tod hinausreicht.

In meiner Angst darf ich eins glauben: Das Gott bei uns ist, unser Leben sieht. Und das gibt Geborgenheit und Trost in meinen und unseren Ängsten. Und ich glaube gewiss, dass auch Krieg und Leid, Not und Elend einmal überwunden sein werden, wenn Gottes Reich kommt. Darauf freue ich mich. Und ich bete und hoffe weiter für die Welt und unser Leben, packe an, wo ich kann, um Not zu lindern.

Gemeinschaftspastor Christfried Huhn
Falkensteiner Anzeiger, 26.10.2023