Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.
Ich würde es Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, nicht übel nehmen, wenn Sie mir auf den oben zitierten Bibelvers mit der Jahreslung für 2024 entgegneten, dass Sie eine solche und ähnliche Aufforderungen natürlich schon kennen - ja für einen Allgemeinplatz halten. Und wer wollte diesem Ratschlag denn widersprechen wollen: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“? Aristoteles immerhin schrieb: „Wenn auf der Erde Liebe herrschte, wären alle Gesetze entbehrlich.“ Und der Kirchenvater Augustin formulierte: „Liebe! Und dann tu, was du willst.“
Doch wie um Himmels willen kommen wir dahin? Durch gute Vorsätze? Durch große Anstrengung? Unter ständiger Ermahnung?
Nein. Die beste und vielleicht einzige Orientierung dahin führt über einen anderen Weg, über eine intensivere Form des Wünschens: über das Beten. Und vielleicht könnte ein konkretes Gebet uns tatsächlich besonders hilfreich dabei werden. Mir hilft jedesmal das folgende:
O Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,
dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt,
dass ich verbinde da, wo Streit ist,
dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,
dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt,
dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.
Ach Herr, lass Du mich trachten:
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich andere tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich andere verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich andere liebe.
Denn wer da hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer da stirbt, erwacht zum ewigen Leben. Amen.
Man hat dieses Gebet gerne dem Heiligen Franz von Assisi zugeschrieben. Dabei stammt es wahrscheinlich gar nicht von ihm, hätte aber doch sehr gut zu seiner Lebensweise gepasst.
Sooft mir dieses Gebet in die Hand fällt, sooft ich es lese oder auswendig sage, übt es eine ausgesprochen positive Wirkung auf mich aus. Ich möchte es gerne zu meinem Lebensprogramm machen. Ich wünschte deshalb, dass es mir sehr viel öfter in den Sinn kommt. Und ich möchte behaupten: Wer dieses Gebet regelmäßig liest, bedenkt und sich zu eigen macht, mit dem geschieht etwas, der verändert sich, aus dem wird ein Mensch mit einer Lebensart, wie sie Jesus Christus entspricht.
Mit guten Vorsätzen allein gelangen wir ja kaum zu einer Lebensart, die von Liebe geprägt ist. Ja, wir bringen solche Lebensart wohl nicht einmal aus uns selber hervor. Sie wird uns vielmehr geschenkt. Und anders als geschenkt kann man sie gar nicht bekommen. Aber wir dürfen darum bitten. Und dann praktizieren wir diese Lebensart einfach - und zwar zunächst einmal an dem Menschen, der uns gerade beim Lesen dieses Textes zusieht oder in der nächsten Minute über den Weg läuft.
In diesem Sinn Ihnen allen lauter Segen zum neuen Jahr!