Alles ist mir erlaubt?

Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen.

1. Korinther 6, 12

„Alles ist mir erlaubt“, so beginnt dieses Bibelwort. Steht das wirklich in der Bibel? Ja, in dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth. Viele Menschen haben ja die Vorstellung vom christlichen Glauben als einem Leben, bei dem so viel verboten oder geboten ist. Wie passt denn das, wenn Paulus jetzt schreibt: „Alles ist mir erlaubt?“ Ja, Jesus Christus, der Sohn Gottes, hat uns Freiheit gebracht durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung. Aber was bedeutet das, in dieser Freiheit zu leben? Vor vielen Jahren sang Reinhard Mey „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.“ Und er drückte damit die Sehnsucht vieler Menschen aus. Grenzenlose Freiheit, Tun und Lassen können, was wir wollen. Das klingt gut. Aber geht das überhaupt? Ist grenzenlose Freiheit überhaupt möglich? Auch über den Wolken gibt es Regeln, an die sich die Flugzeugpiloten halten müssen. Und wenn Paulus schreibt „Alles ist mir erlaubt“, dann setzt er diesen Satz mit einer berechtigten Einschränkung fort. Aber diese Einschränkung besteht nicht daraus, dass er nun einige Regeln und Gebote dazu setzt. Sondern er nimmt uns in die Verantwortung, ruft zu einem verantwortlichen Prüfen auf.

„... aber nicht alles dient zum Guten. ... aber es soll mich nichts gefangen nehmen.“ Da geht es um die Frage, was ist gut für mich? Was ist gut im Sinne Gottes? Und was nimmt mich gefangen? Und wo schade ich einen anderen Menschen, wenn ich mir alle Freiheiten herausnehme, die ich meine, zu haben? Es soll und darf mich nichts gefangen nehmen, nichts Macht über mich und mein Leben gewinnen. Weil mein Leben Gott gehört und nicht mir allein. Und so wird mir an diesem Wort deutlich, worum es wirklich geht, wenn wir über Freiheit nachdenken. Ich werde eingeladen, im Vertrauen auf Jesus und im Leben mit ihm nachzudenken, was gut für mich ist und was nicht, was dieser Beziehung zu Gott förderlich ist oder eben nicht. Paulus möchte also, dass wir unser Leben und Denken in Beziehung zu Jesus Christus sehen und in dieser Beziehung leben. Da geht es eben auch um ein Leben in den Geboten Gottes, die gut und hilfreich für uns sind. Und es ist klar, dass diese Freiheit Grenzen hat, so wie es ohnehin keine grenzenlose Freiheit gibt, auch nicht über den Wolken. Und in diesem Sinn werde ich auch an Jesus Christus selbst erinnert. Als er einmal von einem jüdischen Gesetzeslehrer gefragt wurde, welches das größte und wichtigste Gebot sei, antwortete er: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. ... Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst.“ (Matthäus 22, 37​-​40)

Gemeinschaspastor Christfried Huhn
Falkensteiner Anzeiger, 25.04.2024