Spuren

Nun sind wir in der österlichen Freudenzeit angekommen. Sie dauert bis zum heiligen Pfingstfest. Wenige Tage vorher feiern wir Himmelfahrt. Auch dieses Fest hat seine Bedeutung. Es ist nicht nur der so genannte „Vatertag“. Es ist nicht nur ein freier Tag, wo man feuchtfröhlich umherzieht, mit der Familie oder mit Freunden wandern geht. Es ist auch nicht der Tag der Luftstreitkräfte, wie es ein Politiker im Sozialismus einmal zum Besten gegeben hat. Es ist zuallererst ein christliches Fest. Der Tag, an dem Jesus in den Himmel zurückgekehrt ist, zurück zu seinem Vater. So bekennen wir es auch im Glaubensbekenntnis: „Aufgefahren in den Himmel“. Martin Luther hat es einmal so erklärt:

„Man soll nicht denken, er sei dahingefahren und sitze nun da oben und lasse uns hier regieren Darum hüt‘ dich ja zu denken, er sei nun weit weg von uns! Im Gegenteil: Als er auf Erden war, war er uns zu fern, jetzt ist er uns nah! Wo ist er also? Hier bei uns ist er, und er hat sich darum in den Himmel gesetzt, damit er nahe bei uns sei.“ Und so können auch wir die Nähe Jesu spüren, wenn wir uns auf ihn einlassen. So wird Himmelfahrt zu einem Fest der Spurensuche. Es feiern heißt: Jesus ist nicht mehr lebendig unter uns. Er ist bei Gott, seinem himmlischen Vater. Aber wir können hier seine Spuren suchen und finden. Wer sich auf Spurensuche begibt, der kann diese Spuren in ganz unterschiedlicher Weise entdecken. Drei möchte ich nennen: Zum einen sind das Geschichten, die Jesus erzählt hat. So können wir seine Fußabdrücke, Spuren der Liebe Gottes, dort finden, wo sein Wort uns tröstet, aufrichtet, heilt und Leben schenkt. Spuren lassen sich aber auch bei unseren Mitmenschen finden. Auch hier wird Gottes Liebe erfahrbar.

Das beginnt mit der Liebe die Eltern ihrem Kind schenken. Es setzt sich fort in der Liebe zwischen Mann und Frau. Und es geht bis zu denen, die für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung eintreten. Und schließlich kann man auch in der Schöpfung Spuren der Liebe Gottes finden. Gerade jetzt im Frühjahr. Überall grünt und blüht es. Farbenfrohe Tupfer schmücken die Wiesen. Zwitschernde Vögel erfüllen die Luft. Wärmend schickt die Sonne ihre Strahlen auf die Erde.

Darüber hinaus ist es aber genauso wichtig, dass auch wir darauf achten, welche Spuren wir auf dieser Erde hinterlassen, im Kleinen und im Großen. Unsere Spuren können den Fußabdrücken Jesu folgen, und in unseren Fußabdrücken kann auch etwas sichtbar werden von der Liebe Gottes. Letzten Endes muss jede und jeder das für sich sehen: Wo kann ich Spuren Jesu entdecken und wo kann ich in diese Fußstapfen treten? In einem Lied heißt es: „Wir haben Gottes Spuren festgestellt auf unsern Menschenstraßen, Liebe und Wärme in der kalten Welt, Hoffnung, die wir fast vergaßen. Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen. Wird Gott auch unsre Wege gehen, uns durch das Leben tragen?“

So wünsche ich Ihnen und Euch eine erfolgreiche Spurensuche, das Hinterlassen guter Spuren und eine gesegnete Zeit. Bleibt behütet und seid Gott befohlen

Ihr/ Euer Pfarrer Michael Goll
Falkensteiner Anzeiger, 24.04.2025