Kleider machen Leute

Unsere große Enkeltochter (5 Jahre) verkleidet sich zu gern mit einem sehr in die Jahre gekommenen Tanzstundenkleid meiner Frau zu einer Prinzessin. Und sobald sie in dieses Kleid geschlüpft ist, verhält sie sich so wie sie es in den Märchen auf Bildern oder im Film gesehen hat. Sie tanzt und promeniert durch unseren Flur und durch die Zimmer wie eine Prinzessin. Sie ist keine Prinzessin, aber das Kleid verhilft ihr, sich so zu verhalten. Und das geht vielen Kindern so.

Und ist es nicht überhaupt so? Unsere Kleidung sagt etwas darüber aus, was wir sein wollen: etwas besseres, etwas unauffälliges, etwas durchschnittliches oder vielleicht auch etwas provozierendes. Der Spruch für den Monat April redet auch von einer Art Kleiderordnung:

Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.

Epheser 4, 24

Schauspieler an einem Theater etwa müssen ganz häufig ihre Kostüme wechseln. Sie schlüpfen in eine Rolle und es ist günstig, wenn sie ihnen "auf den Leib geschrieben" sind. Je mehr sie sich mit dieser Rolle auseinandersetzen und identifizieren, um so besser können sie es spielen. In dem neuen Monatsspruch werden wir aufgerufen, "den neuen Menschen" anzuziehen.

Die Bibel redet, wenn sie von unserem Glauben spricht, von zwei ganz wichtigen Wahrheiten. Für viele scheinen diese zwei Wahrheiten ganz paradox zu sein, sie scheinen überhaupt nicht zusammenzupassen. Das ist einmal die Wahrheit und über alle maßen wichtige Tatsache, dass Jesus für unsere Rettung alles Wichtige getan hat. Karfreitag und Ostern liegen gerade hinter uns. Das stellvertretende Leiden und Sterben Jesu hat uns in den vergangenen Tagen und Wochen mehrfach beschäftigt. Das ist die Grundlage für unsere Rettung, der es nichts mehr hinzuzufügen gibt. Aber die zweite Wahrheit ist, dass jeder Mensch diese Wahrheit nur dann erfährt, indem er sie "anzieht", indem er in die von Gott selbst gedachte "Rolle" hineinschlüpft. Erst in dem Moment, wo ich mich damit identifiziere, auf meinen Leib binde, auf mein Leben anwende, erst dann lebe ich das, was Jesus für mich erworben hat. Den "neuen Menschen anziehen" heißt also die heiligen Gewänder der Gerechtigkeit und Heiligkeit bewusst in meinem alltäglichen Lebensvollzug wirksam werden zu lassen.

Allerdings geht das nur und davon redet Paulus in den Versen davor wenn ich die alten Gewänder ausziehe. Nicht mehr im Bild gesprochen heißt das: Ich muss mein ungerechtes und unheiliges Leben ablegen und das auch ganz bewusst. Ganz oft geht das nur auf dem Weg der Buße und Beichte, also in dem Moment, wo ich die alten Dinge meines Lebens, die vor Gott keinen Bestand haben, vor Gott erkenne und bekenne. Im Normalfall wird sich von uns jeder allein aus- und anziehen. Aber wenn es um die wichtige Wahrheit des neuen Menschen geht, dann ist eine zweite Person sehr hilfreich dabei.

Ich wünsche und erbitte mir Menschen, die die Realität des "neuen Menschen" erfahren. Gehen Sie noch heute in die Kleiderkammer Gottes und lassen Sie sich von Gott damit beschenken.

Ihr Pfarrer Volkmar Körner