Angenommen

Angenommen, wir wären angenommen! Wir müssten uns nicht ständig beweisen und zeigen, was wir können. Wir wären frei, unseren Glauben so zu leben, wie es zu uns passt. Wir würden nicht daran zweifeln, dass wir für Gott und unsere Mitmenschen wichtig sind. Wir würden unsere Schwächen mit Humor ertragen, und die nervendenden Eigenheiten unserer Mitmenschen wären kein Grund zur Aufregung. Über Meinungsverschiedenheiten würden wir offen sprechen. Den anderen zu verstehen wäre uns wichtiger, als ihn zu überzeugen.

Angenommen! Wir sind es tatsächlich. Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom: Jesus Christus hat euch angenommen! Sowohl die Juden, die nach der Erfüllung des Gesetzes strebten, als auch die Nichtjuden, die dieses Gesetz nicht kannten. Sowohl die Starken im Glauben, die sich ihrer von Gott geschenkten Freiheit bewusst sind, als auch die Schwachen, die Angst haben, sie könnten Gott unwissentlich missfallen. So verschieden ihr auch seid, Jesus Christus hat euch alle angenommen. Darum nehmt euch auch untereinander an. Nehmt Rücksicht aufeinander! Versucht nicht zu überzeugen, sondern zu verstehen! Seid in erster Linie darauf bedacht Gott zu gefallen, nicht den Menschen! Paulus schreibt dies auch an uns:

Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.

Römer 15, 7

Angenommen! Wir sind es tatsächlich, auch wenn wir manchmal nicht so aussehen. Letzteres lässt sich ja nicht verheimlichen. Dennoch verliert die Zusage nichts von ihrer Gültigkeit: Jesus Christus hat uns angenommen. Wir können uns dies weder verdienen noch erkaufen, auch nicht nachträglich. Wir können nur als Angenommene leben. Und dies wird uns zu einer großen Freiheit im Umgang miteinander verhelfen, denn Annahme macht frei zur Annahme. Dadurch wird die Welt tiefgreifender verwandelt als durch Macht und Gewalt.

Angenommen, wir würden uns dies heute wieder neu bewusst machen. Angenommen, wir würden in dem Störenfried, der uns begegnet, einen Ratgeber sehen. Angenommen, wir würden den Andersdenkenden zu verstehen suchen. Angenommen, wir würden den Schwächeren nicht gering schätzen und den Stärkeren nicht beneiden. Weil Jesus Christus uns dazu befreit, ist solches Leben mehr als nur eine Annahme. Es ist ein Angebot. Nehmen Sie an? Herzlich grüßt Sie Ihr

Pfarrer Dr. Thomas Knittel