Mein Bestes

"Wir wollen nur dein Bestes!" Diese Worte machen misstrauisch. Hier will jemand vielleicht eher das Beste für sich, stellt es aber so dar, als wäre es auch das Beste für mich. Eltern wollen für ihre Kinder meist das Beste, wenn sie ihnen etwas verbieten. Der Vertreter an der Haustür will mein Bestes, wenn er mir einen Staubsauger oder ein Lexikon verkauft. Lehrer wollen das Beste für ihre Schüler, wenn sie ihnen Hausaufgaben geben. Manchmal ist es für mich wirklich das Beste, unbestritten. Manchmal aber auch nicht.

Wie ist das nun mit Gott, und wie ist das mit uns Christen, die wir Gottes Wort weiter sagen möchten? Im Wochenspruch für den Monat Mai wird uns eine sehr grundsätzliche Absichtserklärung Gottes gegeben:

Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen.

1. Timotheus 2, 4

Menschen, die nicht mit Gott leben, empfinden solche Aussagen als rechthaberisch und haben die Empfindung, dass ihre eigene Art zu leben damit abgewertet wird. Gibt es keine Wahrheit ohne Gott? Ist ein Leben ohne Gott ein verlorenes Leben? Ich würde nicht in Abrede stellen, dass es in einem Leben ohne Gott auch Glück und Erfüllung gibt. Warum sollte ich dies auch? Ich gönne jedem Menschen jeden guten Tag in seinem Leben. Gleichwohl würde ich zugleich sagen: ohne Gott bin ich als Mensch mit mir selbst allein, ich bin gefangen in meinen Sehnsüchten und Leidenschaften, ich bin mir selbst der Maßstab. Das was mir als Freiheit erscheint, ist aber im Grunde eine Gefangenschaft, weil ich damit überfordert bin, für mein Leben ganz allein verantwortlich zu sein. Dies zu erkennen, wohlgemerkt zuallererst bei mir selbst, ist Einsicht in die Wahrheit. Und diese Einsicht bringt Rettung, wenn sie mich dazu führt, Gott als Herrn meines Lebens anzuerkennen.

Diese Wahrheit hat nichts mit Rechthaberei zu tun. Ich muss auch das Leben des Anderen nicht madig machen, um diese Wahrheit ins Recht zu setzen. Ein Mensch, der ohne Gott lebt, ist nicht automatisch ein Schuft oder ein "armes kleines Würstchen". Aber er könnte froher und gelassener leben, wenn er zu Gott finden würde. Ich glaube darum, wir sind es den Menschen in unserer Umgebung schuldig, zum Leben mit Gott einzuladen. Aber wir sind ihnen zugleich auch Respekt vor ihren Anschauungen und Lebenseinstellungen schuldig. Entscheidend ist die Frage, ob ich für den Anderen oder für mich das Beste will. Wer liebt, wird den Anderen nicht unbedingt verändern wollen. Aber er wird ihn gerade dadurch mehr verändern, als er denkt. Als Christen hat uns Gott nicht dazu berufen, immer Recht zu behalten. Aber er hat uns dazu gerufen, von der Schönheit eines Lebens mit Gott zu berichten. Viele gute Erfahrungen in diesem Sinne wünscht Ihnen

Ihr Pfarrer Dr. Thomas Knittel