Fürchte dich nicht, glaube nur

"Es werden viele Probleme kommen!" Motiviert Sie das? Vermutlich eher nicht. Motivierend sind mutmachende und tröstende Worte, aber kaum solche düsteren Ankündigungen. Die Apostelgeschichte berichtet, dass Paulus und Barnabas zum Abschluss ihrer ersten Missionsreise einige Gemeinden besuchten, die sozusagen noch in den Kinderschuhen steckten. Die Gründung dieser Gemeinden lag noch nicht lange zurück, und man würde jetzt eigentlich eine erbauliche und mitreißende Predigt der beiden Missionare erwarten. Man würde erwarten, dass Optimismus und Freude verbreitet werden, dass die noch jungen Christen für ihren weiteren Weg gestärkt und ihre Begeisterung für das Leben mit Jesus gefördert wird. Die Worte der beiden Gemeindegründer waren aber alles andere als das.

Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen.

Apostelgeschichte 14, 22

Würden Sie das als "Stärkung" empfinden, wie Lukas es bezeichnet? Mir kommt das vor, als würde man einem, der gerade zum Glauben an Jesus Christus gefunden hat, sagen: du musst wissen, dass viele schwere Stunden vor dir liegen. Das wirkt doch eher abschreckend.

Warum diese Worte? Ich glaube, sie wollen uns davor warnen, unseren Glauben von der jeweiligen Situation und Stimmung abhängig zu machen. Paulus und Barnabas wollten keine Probleme herbei reden, sondern sie sprachen von dem, was sie vorfanden. Die Gemeinden waren äußeren Anfeindungen ausgesetzt und litten Verfolgung. Aus einer dieser Städte hatten die Missionare bei ihrem ersten Besuch sogar fliehen müssen, weil Gefahren für Leib und Leben drohten. In dieser Situation war es besonders wichtig, die äußeren Umstände nicht als Gradmesser für die Verlässlichkeit der Zusagen Gottes zu nehmen. Haltet fest an dem Ziel, zu dem Gott euch bestimmt hat, so rufen Paulus und Barnabas den angefochtenen Christen zu. Der Blick auf Gottes neue Welt hilft euch, die Bedrängnisse auszuhalten, in denen ihr steht.

So weit ich sehen kann, wird in der Bibel niemals gesagt: es wird euch immer gut gehen, wenn ihr an Jesus Christus glaubt. Wohl aber wird gesagt, dass die Glaubenden auch in schweren Zeiten und in Anfechtungen von Gott getragen werden. Auch wenn heute Verfolgungen nicht gerade unser Problem sind, so gibt es doch auch für viele Sorgen und schwere Stunden. Manche leiden an einer langwierigen Krankheit, andere an der beruflichen Perspektivlosigkeit. Manche werden von wirtschaftlichen Nöten bedrängt, andere von Schwermut. Der Glaube hilft, dies zu tragen, der Glaube, der von dem Ziel geleitet ist, Gottes neue Welt zu schauen.

Fürchte dich nicht, glaube nur!

Markus 5, 36

Mit den besten Segenswünschen Ihr

Pfr. z.A. Dr. Thomas Knittel