Jahr der Stille 2010:
Übung

In seinem Büchlein „Sabbat und Vorsabbat“ gibt Wilhelm Löhe (1808-1872) Impulse zur Stille und zum Gebet. Gerade in unserer lauten Zeit sind seine Hinweise hörenswert: Worin besteht der christliche Glaube? Aus zwei Hauptpunkten: der christlichen Lehre und dem christlichen Leben. Die Lehre muss ich wissen, verstehen und glauben. Das Leben aber muss ich haben und üben. Im Glauben und Tun besteht also unser ganzes christliches Leben.

Du übst deine Gottesbeziehung in der Kirche und bei deiner Arbeit und wenn du ruhst. Zu Hause und auf der Reise, im Leben und im Sterben. Was ist nun bei allen diesen verschiedenen Gelegenheiten das Wichtigste? Ohne Zweifel Andacht – Stille zu Gott, Gebet. Gott ist gegenwärtig. Ich denke an Ihn. Ich trete vor sein Angesicht. Ich bete an. Ernst, Aufmerksamkeit, Liebe und Feuer des Geistes dürfen nicht fehlen, wenn die Andacht nicht bloß eine Pflichterfüllung sein soll.

Wenn nun jemand Mangel an Andacht in seiner Seele spürt, soll er dann also die Andacht ganz unterlassen? Wer den Mangel an Andacht, Stille und Gebet spürt und sich darüber sorgt, der ist nicht ohne Andacht, und der Heilige Geist ist nicht von ihm gewichen, sondern lädt ihn zum Gebet ein. Das Gefühl des Mangels soll uns zur Übung treiben. So werden wir feststellen, wie sich in der Übung die Andacht und ihre Kraft mehrt.