Die Freude aus Gottes Hand nehmen

Ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.

Prediger 3, 13

Dieser Monatsspruch könnte leicht falsch verstanden werden, etwa nach dem Motto: „Lass 5 gerade sein, genieße das Leben, lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot“, oder aber „Werde Christ und es wird dir immer gut gehen“.

Beides steht so nicht in der Bibel.

Einzelne Bibelverse aus dem Kontext gerissen, können uns manchmal auf den Holzweg führen.

Der Zusammenhang erschließt die Bedeutung dieses Verses. Der Prediger hat unmittelbar vorher ausführlich betrachtet, dass alles seine Zeit hat: das Gute und das Schlechte, das Erfreuliche und das Unerfreuliche. Außerdem zeigt er unsere Vergänglichkeit auf. Kein Mensch kann seiner Vergänglichkeit entgehen.

„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden…“ so steht es in Psalm 90, 12.

Glücklich genannt wird der, der ein JA findet zu seiner Begrenztheit, seiner Unvollkommenheit, seiner Endlichkeit. Unglücklich sind Menschen, die dauernd ihr „Recht auf gutes Leben“ einklagen, weil sie meinen, zu kurz zu kommen. Genau so unglücklich ist der, der immer nur das Haar in der Suppe sucht und sich ärgert, anstatt sich über die Suppe zu freuen (vielleicht ist es sein eigenes Haar, das in die Suppe fiel, als er kopfschüttelnd vor seinem Teller saß). Der Mensch ist nicht der Willkür irgendwelcher Kräfte oder Ereignisse ausgeliefert, sondern eingeordnet in eine Welt, über die Gott seine Hand hält.

Wichtig ist unsere feste Verbindung mit unserem liebenden Vater im Himmel. Sie wird das Vertrauen wachsen lassen, dass Gott es gut mit uns meint, wenn er uns Schönes und weniger Schönes begegnen lässt. Gottes Liebe ist unendlich groß. Sie wird besonders sichtbar am Kreuz von Golgatha.

„Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?!“ (Römer 8, 32).

Wir sollen die Freude aus Gottes Hand nehmen, auch den widrigen Lebensumständen Positives abgewinnen, nicht weil wir uns mit „positivem Denken“ selbst etwas vormachen wollen, sondern in dem Wissen: auch dann bleibe ich in Gottes Hand geborgen.

Ihr Kantor Gilbrecht Schäl