Siehe, dein König kommt zu dir

Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.

Sacharja 9, 9

Wahlkampfzeiten sind spannungsgeladene Zeiten für die Bevölkerung, die zur Wahl aufgerufen ist. Da werden die Sehnsüchte und Hoffnungen, die bisher unerfüllt geblieben sind, in der Bevölkerung wieder wach und auf den oder die Bewerber für das höchste Regierungsamt übertragen. Der soll's richten, was bisher im Argen liegt. Der soll das Volk in bessere Zeiten führen. Und wenn ein Kandidat es versteht, diese Sehnsüchte und Wünsche aufzunehmen und sich mit seinem Programm als die ideale Lösung für alles anzupreisen, dann bildet sich im Volk so etwas wie eine „Messiaserwartung“ heraus. Wenige Monate nach der Wahl tritt wieder Ernüchterung ein. Mißliebige Zungen sagen dann über den neuen Regierungschef: „Er hat uns im Wahlkampf belogen“.

Wohlwollende Zungen sagen: „Er ist auch nur ein Mensch.“ Ein aktuelles Beispiel dafür ist US-Präsident Obama. Wie war doch vor 2 Jahren, während des Wahlkampfes und nach seinem Wahlsieg, nicht nur bei Amerikanern, eine Art „Messiashoffnung“ auf ihn hoch gekocht worden! Und heute stellen wir ernüchtert fest, was eigentlich gar nicht anders sein kann: Er ist auch nur ein Mensch, der manche Hoffnungen erfüllt und andere nicht. „Siehe, dein König kommt zu dir ...“ Diese Botschaft bringt der Prophet Sacharja im Jahr 520 v. Christus dem Volk der Juden, das wenige Jahre zuvor aus dem Zwangsexil in Babylon heimgekehrt war. Der Begriff „König“ wird bei den Menschen unterschiedliche Empfindungen ausgelöst haben. Einmal hatten sie, bzw. ihre Vorfahren, erlebt, wie die verfehlte Politik ihrer früheren Könige das Volk in die Gefangenschaft gebracht hatte. Dann hatten sie die Könige der Babylonier erlebt, die mit ihnen, den deportierten Ausländern, nicht gerade gerecht umgegangen sind. Aber schließlich konnten sie auch miterleben, wie der Perserkönig Cyrus ihnen die volle Freiheit zur Rückkehr und zum Wiederaufbau Jerusalems geschenkt hatte.

Sacharja kündigt einen König an, der als „ein Gerechter und ein Helfer“ kommen wird. Politikverdrossene Israeliten werden bei dieser Ankündigung zweifelnd abgewunken haben, optimistischere erinnerten sich vielleicht an Cyrus. Doch von einem Politiker ist hier nicht die Rede, sondern vom Herrn dieser Welt, Jesus Christus. Er muß nicht erst in einem Wahlkampf mit Versprechen werben, die er gar nicht halten kann. Er kommt, wie Sacharja weiter sagt, „arm, auf einem Esel“. Also nicht im panzerverglasten 700er BMW, sondern im gebrauchten Polo. Nur von ihm ist dauerhaft Gerechtigkeit und Hilfe zu erwarten. Seien wir nüchtern! Erwarten wir von Politikern nicht mehr, als sie menschlich gesehen leisten können - und beten für sie! Wir erwarten die Wiederkunft Jesu und seine gerechte Herrschaft. Uns auf seine Wiederkunft vorzubereiten, in Gebet, Buße, geistlichem Wachstum und tätiger Nächstenliebe - dazu ermahnt uns die Adventszeit. Amen

Es grüßt Sie herzlich Ihr Pfarrer Eckehard Graubner