Ruhe und Hoffnung in Gott

Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe; denn von ihm kommt meine Hoffnung.

Psalm 62, 6

Liebe Leser,

Viktor Frankl, ein berühmter jüdischer Arzt berichtet in einem seiner Bücher über die Kraft der menschlichen Hoffnung. Er war einige Zeit in Auschwitz und später in Türkheim als KZ - Insasse. Nach seinem Bericht ging in Auschwitz kurz vor Weihnachten 1944 das Gerücht unter den Gefangenen um, dass die Front zum Weihnachtsfest das Lager erreichen würde und alle in die Freiheit kämen. Weihnachten kam und das Lager wurde nicht befreit. Alle aufgebaute Hoffnung der Gefangenen zerbrach und die Menschen starben zu Tausenden, scheinbar einfach so. Er erklärt das damit, dass mit der Hoffnung auch ihr Lebenswille zerbrach und sie daran letzten Endes zugrunde gingen. Wir können daran sehen, wie stark bereits die Hoffnung wirkt, die ein Mensch aus sich selbst hervorbringen kann. In unserem Text spricht David aber davon, dass seine Hoffnung von seinem Gott kommt. Das ist etwas anderes. Er spricht von einer Hoffnung, deren Quelle Gott ist. Diese Hoffnung ist viel stärker als alle Hoffnung, die wir als Menschen hervorbringen könnten und sie hält auch viel mehr aus. Paulus spricht von genau dieser Hoffnung, wenn er schreibt: Römer 5, 3​-​5 ... Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; ... Als David den Psalm 62 schreibt, ist er in großer Bedrängnis. Feinde verfolgen ihn und wollen ihn töten. Womöglich wurde der Psalm in der Zeit geschrieben, als Absalom, ein Sohn Davids, eine Revolte gegen seinen Vater anführte und David aus Jerusalem fliehen musste. David wusste, Hoffnung, die wirklich hält, kann nur von Gott kommen. Aber Gott lässt sie nicht einfach vom Himmel fallen, sondern er gebraucht, z.B. widrige Umstände, Bedrängnisse in meinem Leben, um mich zu dieser unerschütterlichen Hoffnung hinzuführen und sie in mir reifen zu lassen. Bedrängnisse, die ich im Blick auf ein Leben mit Jesus aushalte, bewirken Geduld, Geduld bringt Festigkeit des Charakters und aus dieser Festigkeit kommt eine Hoffnung, die nicht zu überwinden ist. Auch Abraham war in dieser Schule Gottes und hatte diese Hoffnung: Römer 4, 18 Abraham hat geglaubt auf Hoffnung, wo nichts zu hoffen war, dass er der Vater vieler Völker werde,... Abrahams Leib war längst erstorben, er hatte nichts vor Augen, auf was sich seine Hoffnung stützen konnte und doch war sie da, diese unerschütterliche Hoffnung. Wer von Gott in die Schule genommen wird, der erlebt nicht nur glänzende Zeiten, er wird oftmals auch in Bedrängnisse geführt. Unsere Aufgabe dabei soll das Ausharren, Aushalten in diesen schweren Stunden sein. Die eigentliche Arbeit vollbringt dann unser Herr Jesus. Er verändert uns und macht uns ihm wieder ein wenig ähnlicher.

So kann auch Josef nach seiner schweren Zeit als Sklave in Ägypten ausrufen: 1. Mose 41, 52 ...er hat mich wachsen lassen in dem Lande meines Elends. Lasst uns die Bedrängnisse nicht verachten und uns gegenseitig ermutigen und füreinander beten, wenn wir schwere Zeiten durchmachen. Vielleicht kommen wir auch mal dahin, dass wir uns wie Paulus unserer Bedrängnisse rühmen können, weil wir wissen, dass uns dadurch viel gute Frucht wächst. Diese wertvolle Frucht der Hoffnung, die aus Gott kommt, lässt nicht zuschanden werden.

Ihr Lutz Heidrich