Darum hoffe ich nur auf IHN

Der HERR ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt.

Klagelieder 3, 25

Wegen des Ungehorsams des Volkes Israel war Jerusalem zerstört worden. Ein trostloses Bild! Jeremia sitzt da und weint über die Stadt. Nach 65 Versen Verzweiflung und Klage besinnt er sich auf Gottes Barmherzigkeit und Güte:

Klagelieder 3, 22​-​25:
22 Die Güte des Herrn ist nicht zu Ende, SEIN Erbarmen hört nicht auf.
23 An jedem Morgen ist es neu. Deine Treue ist groß.
24 Ich sage: „Alles, was ich habe ist der HERR!“ Darum hoffe ich nur auf IHN.
25 Gut ist der HERR zu denen, die auf IHN hoffen, und zu dem, der SEINE Nähe sucht.

Jeremia erkennt: „Wir, das Volk Israel, sind selbst schuld an der Lage, in der wir jetzt stecken. Wir haben Gott den Rücken gekehrt. Wir haben nicht getan, was ER gesagt hat, also müssen wir uns nicht wundern, dass es uns jetzt so geht, wie es uns geht.“

Aber: Jeremia sieht auf zum HERRN, und plötzlich wird es hell. Er hat neue Hoffnung, die sich ausschließlich in Gottes ewiger Gnadenzusage gründet. Das Schlüsselwort „Gnade“ zieht sich durchs Alte Testament und gipfelt im Erlösungswerk Jesu. Gott ist und bleibt ein gerechter, heiliger Gott, der Sünde nicht dulden kann. Aber aus freien Stücken, aus Liebe zu uns Menschen, hat ER dem Volk damals und uns heute seine Gnade zugesagt.

In 2. Mose 34, 6​-​7 lesen wir:
Ich bin der Herr, euer Gott!
Barmherzig und gnädig und groß an Güte und Wahrheit,
der Güte bewahrt auf Tausende hin, der Ungerechtigkeit, Übertretung und Sünde
vergibt, aber keineswegs hält er für schuldlos den Schuldigen.
Ich bin der HERR, der allmächtige Gott.

Dieses Wesen Gottes ist der einzige Grund für Hoffnung in dieser verfahrenen Situation. Jeremias Reaktion: Er preist Gott und fasst den Entschluss: Darum hoffe ich nur auf IHN. Darum erwarte ich Hilfe nur von IHM. Darum will ich IHM gehorchen, IHM dienen.

„...SEINE Nähe suchen..., ...nach IHM fragen...“ dabei geht es nicht um bloßes Interesse an Gott, sondern um die Erkenntnis: „Wenn mir hier noch einer helfen kann, dann Gott. Deshalb setze ich meine ganze Hoffnung auf IHN. Ich will Gott gefallen, ER soll die Nr. 1 in meinem Leben sein, IHM will ich das Ruder meines Lebensschiffes übergeben, dann wird ER mich segnen“.

Unsere Hoffnung ganz auf Gott zu setzen – mitten in Dunkelheit und Ausweglosigkeit – das ehrt IHN. Gott hat sich bis hin zur Opferung seines Sohnes alle Mühe gegeben, diese eigentlich natürlichen Regungen (der Hoffnung, der Liebe und Dankbarkeit) in uns zu wecken. ER wirbt um uns, uns zu „gewinnen“. In diesem Sinn ist es zu verstehen, dass Gott in besonderer Weise dem seine Güte erweist, der seine Hoffnung auf IHN setzt.

Gott sucht die liebende Antwort des Geliebten.

Ihr Kantor Gilbrecht Schäl