Gebrauchsanweisung fürs Leben

Es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.

5. Mose 30, 14

Liebe Leser,

wenn Sie ein neues technisches Gerät kaufen, dann finden Sie in der Verpackung immer eine Anleitung, wie man das Gerät bedient. Es ist sozusagen das schriftliche Vermächtnis des Herstellers an Sie, dass sie das Gerät auch nutzen können und damit Freude haben. Denn der Hersteller kann nicht selbst da sein und das Gerät für Sie bedienen. Es empfiehlt sich, dieser Anleitung zu folgen und sie nicht zu ignorieren, sonst haben Sie das Gerät umsonst gekauft.

Die Worte des Monatsspruchs für den Februar sind ebenso Teil eines Vermächtnisses. Das Volk Israel steht nach seiner Flucht aus Ägypten und 40-jährigem Leben und Wandern durch die Wüste Sinai nun endlich am Jordan. Es bereitet sich darauf vor, ihn zu überqueren und in das Land einzuziehen, das Gott ihm versprochen hat, dass es darin leben soll. Mose wird nicht mit ins Land Israel einziehen. Seine Lebenszeit ist abgelaufen. Aber er versammelt am Jordan das Volk und gibt ihm in einer langen Rede Gottes Gebote mit auf seinen weiteren Weg. Fast das ganze 5. Buch Mose besteht aus dieser Rede. Es sind Hinweise und Gebote, die das Leben des Volkes im Land regeln und ordnen sollen, so dass das Zusammenleben in der Gemeinschaft miteinander und mit Gott auch gelingt. Segen und Fluch, Gelingen und Scheitern hängen davon ab, ob das Volk sich an diese Worte hält. Denn Mose wird nicht länger als „Mund Gottes“ und Vermittler zwischen Gott und Volk da sein, so wie er das bisher gewesen ist. Das Leben und die Zukunft des Volkes hängt davon ab, dass es Gottes Wort beherzigt und an die nächste Generation weitergibt.

Im Judentum hat das Wort Gottes einen sehr hohen Stellenwert. In diesem Wort ist Gott persönlich anwesend. Thorarollen, aus denen in den Synagogen vorgelesen wird, werden daher mit höchstem Respekt behandelt.

Gott ist in seinem Wort unter uns anwesend: Im Neuen Testament bekommt das noch einmal ein neues Gewicht. Im Johannesevangelium heißt es im 1. Kapitel: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ (Johannes 1, 14) Gottes Wort ist unter uns nicht nur in dem Wort, das uns in der Bibel überliefert ist, sondern ganz persönlich in seinem Sohn Jesus Christus.

Was kein Hersteller eines technischen Gerätes kann, nämlich persönlich zu uns kommen, um uns bei der Einrichtung und Bedienung des Gerätes zu begleiten, das tut Gott durch seinen Sohn Jesus Christus: Er begleitet uns durch unser Leben. Er gibt uns Hilfe und Rat. Er ruft uns, dass wir uns an ihn halten und ihm folgen. Er führt uns auch durch Situationen, in denen wir keinen Weg mehr sehen, sicher hindurch.

Man kann die Bedienungsanleitung eines Gerätes ignorieren, weil sie einem vielleicht zu kompliziert erscheint. Dann muss man sehen, wie man ohne sie klar kommt – oder auch nicht.

Man kann Jesus Christus ignorieren. Dann muss man sehen, wie man ohne ihn durchs Leben kommt. Zum Ziel – dem ewigen Leben bei Gott – kommt man ohne ihn jedenfalls nicht.

Es grüßt Sie herzlich Ihr Pfarrer Eckehard Graubner