Du bist ein Gott, der mich sieht

Du bist ein Gott, der mich sieht.

1. Mose 16, 13

Nun neigt sich das Jahr dem Ende zu: Was wir uns im Januar kaum vorstellen konnten – Inflation, Unruhen und Kriege in Europa – das ist nun Wirklichkeit geworden. Wie gut, dass das neue Jahr 2023 unter der tröstlichen Jahreslosung steht: „Du bist ein Gott, der mich sieht“:

Schon auf den ersten Seiten der Bibel finden wir diesen Zuspruch. Dort ist es Hagar, die Magd Saras, die das sagt. Hagar ist nicht ganz unschuldig an ihrer schwierigen Lage. Sie ist schwanger und irrt allein in der Wüste umher. Damals war es noch gang und gäbe, dass eine kinderlose Frau ihrem Mann eine Dienstmagd für eine Nacht gab. Die konnte dann für ihre Herrin ein Kind zur Welt bringen. Gott hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht die 10 Gebote offenbart, die sagen: „Du sollst nicht ehebrechen“. Nur die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau entspricht dem Willen Gottes. Deshalb entstehen bei Sara (Abrahams Frau, damals noch Sarai) und Hagar die Probleme: Hagar erwartete für Sara ein Kind, Ismael, und erhob sich über Sara. Die war darüber natürlich erbost und redete mit ihrem Mann. Nun musste Hagar in die Wüste fliehen und wäre fast verdurstet. Ein Engel fand sie an einem Brunnen. Gott sah ihre Not und versprach ihr und ihrem Kind eine Zukunft: Das Verhältnis zwischen Saras Nachkommen, die auch diese noch bekommen sollte, und Hagars Nachkommen sollte zwar angespannt bleiben, doch auch Hagar und ihr Kind sollten eine Zukunft haben. Die Ungeduld von Abraham und Sara, ein Kind zu haben, führte zur Geburt von Ismael. Dennoch war nun Abraham für Hagar verantwortlich und sie sollte wieder in die Hausgemeinschaft aufgenommen werden. Dafür sorgte Gott: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“

Für uns wird diese Botschaft im Advent ganz konkret: Gott sieht uns; ja, er macht sich auf den Weg zu uns Menschen. Er wird selbst als Mensch in diese Welt hineingeboren. Er macht keinen Bogen um die Probleme. Krieg, Inflation, Energiekrise, Krankheit, Klimaveränderungen – das sind unsere Sorgen. Sie alle haben jedoch eine Ursache. Die Liedzeile sagt: „Es geht ohne Gott in die Dunkelheit“: Wir Menschen haben uns von Gott los gemacht und irren nun gottlos und ohne Maßstäbe durch diese Welt. Wir wollten immer höher, schneller und besser sein und haben uns damit die Probleme selbst eingehandelt. Aber Gott kommt. In seinem Sohn wird er in Bethlehem geboren: Ein Gott, der uns sieht und uns besucht. Er macht um uns keinen Bogen. Er kommt zu uns Menschen, obwohl wir verhärtete Herzen haben und uns nur mit uns selbst beschäftigen. Jesus wird Mensch. Er nimmt die Sünde auf sich und bringt sie ans Kreuz. Wer das für sich annimmt, wird erfüllt vom Licht der Liebe Gottes. Und Gott verwandelt unsere Herzen, dass wir auch ihn und den anderen sehen.

Ja, es wäre nur gerecht, wenn wir die Suppe auslöffeln müssten, die wir uns eingebrockt haben. Das gilt für die große Weltpolitik, aber auch für unser persönliches Leben. Doch wir haben einen gnädigen Gott. Wir haben einen Gott, der die schlimmsten Folgen verhindert. Wir haben einen Gott, der uns einen Neuanfang schenkt durch Jesus Christus, seinen Sohn. Nehmen wir dieses Geschenk an!

Gottes größtes Geschenk, Jesus, das bist Du. Dir vertraue ich, weil Du mich siehst. AMEN

Ihr Pfarrer Jörg Grundmann