Lies dich fit - Einführung zum Evangelium des Lukas

1. Das Lukasevangelium ist ungefähr um 90 n. Chr. entstanden und bildet gemeinsam mit der Apostelgeschichte ein einheitliches Werk. Über den Autor lässt sich wenig Sicheres sagen. Im Neuen Testament wird an verschiedenen Stellen von einem Mitarbeiter des Paulus gesprochen, der Lukas hieß und Arzt war (z. B. Kolosser 4,14). Seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. wurde dieser Lukas als Verfasser des dritten Evangeliums betrachtet, was sich aber aus dem Evangelium selbst (und der Apostelgeschichte) nicht stichhaltig begründen lässt. Daher ist diese Frage in der Bibelwissenschaft umstritten.

2. Der Evangelist wendet sich vor allem an nichtjüdische, gebildete Leser. Er will dem Glauben an Jesus Christus mit seinem Bericht ein festes Fundament geben (1,1-4). Als Quellen verwendete er einerseits das Markusevangelium, dem er im Aufbau weitgehend folgt. Daneben hat er gemeinsam mit Matthäus eine weitere schriftliche Quelle verwendet, die so genannte Spruchquelle. Darüber hinaus kennt er eine ganze Reihe von Sonderüberlieferungen, die nur im Lk stehen. Bekannte Beispiel sind der Bericht über die Geburt Johannes des Täufers (Lukas 1), die Ankündigung der Geburt Jesu an Maria (Lukas 2) oder das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15).

3. In seiner Darstellung der Jesusgeschichte betont Lukas vor allem, dass Jesus der Heiland für die Sünder und Verachteten ist, der die Verlorenen sucht (siehe z.B. Lukas 15; Lukas 18,9-14 oder Lukas 19,1-10). Häufig verweist Lukas auch auf den weltgeschichtlichen Rahmen, innerhalb dessen sich das Auftreten Jesu ereignete (z.B. Lukas 2,1 oder 3,1). Er will damit das Kommen Jesu als einen Wendepunkt der Weltgeschichte darstellen, der diese Geschichte in drei Epochen einteilt: 1. die Zeit des Gesetzes und der Propheten (bis zu Johannes dem Täufer); 2. die Zeit Jesu (die Mitte der Zeit); 3. die Zeit der Kirche (davon handelt dann vor allem die Apostelgeschichte).

4. Für den Aufbau des Lk ist besonders charakteristisch, dass die Reise Jesu von Galiläa nach Jerusalem, die bei Matthäus und Markus in einem Kapitel abgehandelt wird, zu einem langen Reisebericht ausgebaut wird (von 9,51 bis Kapitel 19). Programmatisch steht am Beginn dieses Reiseberichts der Text vom Ernst der Nachfolge (9,57-62). Man kann daraus entnehmen, dass der Evangelist zeigen will: Christsein bedeutet: mit Jesus unterwegs sein. In der Situation der Jünger, die mit Jesus unterwegs nach Jerusalem waren, sieht Lukas die Situation der Kirche abgebildet.

Dr. Thomas Knittel, Pfarrer z.A.


Einführung zu: Evangelien, Matthäus, Markus, Lukas, Apostelgeschichte Römer, 1. Korinther, 2. Korinther, Galater, Philipper, Kolosser, Thessalonicher, Timotheus, Titus, Philemon, Johannes, Hebräer, Jakobus, Judas, Offenbarung