Lies dich fit - Einführung zum Evangelium des Markus

1. Das Mk ist das älteste und kürzeste der vier Evangelien. Es ist um 70 n. Chr. entstanden und wurde von Matthäus und Lukas als Quelle verwendet (siehe dazu Teil 1: Die vier Evangelien). Die altkirchliche Überlieferung des 2. Jahrhunderts n. Chr. sah in Markus den Dolmetscher des Petrus, der das, was er von Petrus über Jesus gehört hatte, später aufschrieb. Auch wenn dies eher eine Legende sein dürfte, so zeigt sich darin das Wissen, dass Markus selbst kein Augenzeuge der Geschehnisse war, von denen er berichtet. Ähnlich wie Matthäus und Lukas (siehe dazu Teil 2 und 7) hat er vielmehr Berichte über Jesus gesammelt und geordnet. Man kann Markus in gewisser Weise als den Erfinder der Literaturgattung Evangelium bezeichnen (selbstverständlich schließt dies das Wirken des Heiligen Geistes nicht aus, sondern ein), denn er war ja - soweit wir wissen - der erste, der eine solche umfassende Zusammenstellung der Worte und Taten Jesu unternahm. Und dass wir solche Berichte über Jesu Leben und seine Botschaft heute als Evangelium bezeichnen, dürfte nicht zuletzt an den ersten Worten des Markus liegen: "Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus" (Mk 1,1). Das Mk wurde in griechischer Sprache geschrieben, eventuell in Rom, was sich aber nicht sicher nachweisen lässt. Markus schrieb für eine vorwiegend nichtjüdische Gemeinde, was sich z.B. an der Übersetzungen hebräischer oder aramäischer (zur Zeit Jesu sprach man in Israel aramäisch) Ausdrücke und der Erläuterung bestimmter jüdischer Bräuche zeigt.

2. In einer besonderen Weise ist Markus an der Frage interessiert, warum die Gottheit Jesu bis zu hin zu seiner Kreuzigung vielen Beteiligten verborgen blieb. Man spricht hier vom so genannten Messiasgeheimnis, wesentlich häufiger als in den anderen Evangelien finden sich bei Markus Verbote Jesu (an Dämonen, an Geheilte, an die Jünger), über die Erkenntnis seines Wesens zu sprechen. Manchmal scheint es geradezu, als ob Jesus nicht wollte, dass die Menschen sein wahres Wesen erkannten. Die theologische Bedeutung dieses Messiasgeheimnisses liegt wohl darin, dass erst von Kreuz und Auferstehung her Jesu wahres Wesen erkennbar wird. Seine Worte, seine Wunder und auch seine Gleichnisse lassen sich erst vom Ende seines irdischen Weges her recht verstehen.

3. Erwähnenswert ist schließlich, dass das Markusevangelium in den ältesten Handschriften mit 16,8 endet. Der jetzige Schluss wurde wohl erst im 2. Jahrhundert hinzugefügt. Entweder ging der ursprüngliche Schluss verloren, oder das Evangelium endete in seiner Urfassung an dieser Stelle.

Dr. Thomas Knittel, Pfarrer z.A.


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