Das Licht der Menschen
In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Liebe Leser,
nehmen Sie sich ein wenig Zeit und schauen sich das Bild links in Ruhe an. Es zeigt einen Ausschnitt aus Rembrandts Gemälde Die Anbetung der Hirten (1646, Alte Pinakothek, München). Die Hirten treten aus dem Dunkel heraus an die Krippe. Die Gesichter der Anbetenden - Hirten, Maria und Josef - werden beschienen. Die Lichtquelle liegt in der Krippe, als würde in ihr eine brennende Glühbirne liegen. Es ist das Christkind, das leuchtet. Es erhellt die ganze Umgebung. In Rembrandts Gemälde ist es die Lichtquelle. Die Umgebung ist dunkel. Aber die Menschen stehen im Licht, in dem Licht, das von dem Christkind ausgeht.
Rembrandt hat hier die Aussage der Bibel über Christus ins Bild gebracht: In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Das Licht scheint in der Finsternis.
Wir wissen nicht, zu welcher Jahreszeit Jesus geboren wurde. Die Tatsache, dass die frühe Kirche die Geburt Jesu auf Ende Dezember gelegt hat, enthält selbst eine Botschaft für uns. In der dunkelsten Jahreszeit, wo die Nächte am längsten sind, kam Christus als Licht der Welt zu uns. Während ich diese Andacht schreibe, ist es draußen dunkel. Ich schaue aus meinem Amtszimmerfenster. In der Dunkelheit sehe ich viele Lichter: die Lichter von Ellefeld und der dahinter liegenden Orte auf dem Berg. Mein Blick sucht diese Lichter und bleibt daran hängen. Im dunkelsten Monat stellen wir Lichterbögen in die Fenster und zünden Kerzen in der Wohnung an. Wir brauchen diese Lichter, die die Dunkelheit vertreiben. Sie erreichen nicht nur unsere Augen, sie erreichen unsere Seele. Viele Menschen leiden auch seelisch im November und Dezember unter den Tagen, wo der Himmel verhangen und die Sonne nicht zu sehen ist. Sie werden schneller müde, leiden unter Schwermut, haben weniger Energie. Die Adventslichter wirken hier wie eine Kraftquelle für die Seele.
Jesus Christus, das Licht der Welt, kam in die Finsternis dieser Welt - nicht in die Finsternis der kurzen Tage, sondern in die Finsternis von Leid, Streit und Perspektivlosigkeit, in die Finsternis, die Krankheit und Todesbedrohung über und in uns verbreitet. Wie viele Menschen empfinden Finsternis in ihrem Leben. Die Hirten empfanden sie auch. Sie kamen zur Krippe. Das Licht der Welt zog sie förmlich an. In ihnen wurde es hell. Sie lebten auf, bekamen neue Lebenskraft. Jochen Klepper schreibt in einem Adventslied:
Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld. Doch wandert mit uns allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte, hält uns kein Dunkel mehr, von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.
Möge dieses Licht, das vom Christkind ausgeht, auch Ihnen leuchten.
Es grüßt Sie herzlich und wünscht Ihnen eine gesegnete Weihnachtszeit